Ein russischer Soldat in der Region Cherson (Symbolbild). Foto: AP/dpa
Ein russischer Soldat in der Region Cherson (Symbolbild). Foto: AP/dpa AP

Er weigerte sich mit den russischen Besatzern zusammenzuarbeiten, dafür musste ein ukrainischer Dirigent wohl sterben. Jurij Kerpatenko sei brutal ermordet worden, weil er sich geweigert habe, „mit den Besatzern zusammenzuarbeiten“, teilte das ukrainische Kulturministerium am Samstag mit. Die südukrainische Stadt Cherson ist seit Kriegsbeginn von russischen Truppen besetzt.

Der Dirigent der Philharmonie von Cherson ist nach ukrainischen Angaben in seinem Haus von russischen Soldaten erschossen worden, weil er die Kooperation verweigerte. An den Dirigenten erinnerte am Samstag unter anderem der bekannte ukrainische Schriftsteller Andrij Kurkow.

„Medienberichten zufolge planten die Besatzer und ihre Kollaborateure beim Philharmonie-Orchester anlässlich des Weltmusiktags am 1. Oktober ein festliches Konzert in Cherson“, teilte das Ministerium weiter mit. Sie wollten den Dirigenten dazu zwingen, ein lokales Orchester zu dirigieren.

Russen wollten „friedliches Leben“ feiern und erschossen Dirigenten

Die russischen Besatzer hätten mit dem Konzert „die angebliche ‚Wiederherstellung eines friedlichen Lebens in Cherson“ demonstrieren wollen, hieß es weiter. Kerpatenko habe sich jedoch „kategorisch geweigert“, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Der Dirigent habe aus seiner pro-ukrainischen Einstellung keinen Hehl gemacht und sich geweigert, die besetzte Stadt zu verlassen.

Kerpatenko arbeitete seit dem Jahr 2000 an der Regionalen Philharmonie Cherson, 2004 wurde er Chefdirigent des nach Mykola Kulisch benannten Musik- und Dramatheaters in Cherson. Er leitete zudem das Kammerorchester Gilea, das für die Russen auftreten sollte.

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft in Kyjiw hat deshalb Untersuchungen gegen die Täter eingeleitet. Zunächst hatte die ukrainische Journalistin Olena Vanina darüber berichtet. Wegen der anhaltenden russischen Besatzung sei es schwer, mehr über die Tat herauszufinden. Die Journalistin berichtete zudem, dass sie noch bis September mit dem Dirigenten in Kontakt gestanden habe.