Raketenwerfer vom Typ Iskander in Moskau: Putin hofft auf eine Schwäche des Westens.
Raketenwerfer vom Typ Iskander in Moskau: Putin hofft auf eine Schwäche des Westens. Imago/Mikhail Metzel

Nun rollt laut Medienberichten ein Zug mit Raketenwerfern durch Russland, ein U-Boot hat seinen angestammten Hafen verlassen. Sowohl von den Raketenwerfern, wie vom U-Boot können Atomraketen verschossen werden. Das ist natürlich beängstigend. Denn diese Raketen sind einmal entstanden, um den Westen zu treffen. Putin spielt mit der Angst vor einem dritten Weltkrieg. Er wartet darauf, dass wir im Westen blinzeln und die Ukraine fallenlassen.

Doch wenn man einmal genauer hinschaut, sind die Atomdrohungen nichts weiter als Verzweiflungstaten. Putin kann diesen Krieg nicht mehr gewinnen. Die „Teilmobilisierung“ hat die Mär von der „Militärischen Spezialoperation“, wie die russische Führung diesen brutalen Krieg bisher nannte, beendet.

Für Putin spielt dabei keine Rolle, wie viele Männer er noch opfert. Mit jedem toten russischen Soldaten wird der Zweifel an ihm größer. Während Russland Probleme hat, die Massen an Männern auszurüsten, werden die Ukrainer weiter kämpfen. Für sie ist das Aufgeben keine Option. 

Ukraine rückt immer weiter vor und vertreibt die Russen

Die derzeitigen militärischen Erfolge bestärken das Land in seinem Kurs. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass auch die russische Front im Norden der Region Cherson kollabiert. Gleichzeitig machen die Ukrainer weiter Gelände in der Region Charkiw gut. Und selbst in die Region Luhansk, die als einziger Oblast vollständig erobert war, dringen bereits wieder ukrainische Truppen vor. 

Selbst in den eigenen Reihen hagelt es Kritik – wenn auch bisher nur an den Generälen und an Verteidigungsminister Schoigu. Aber Putin steht mit dem Rücken zur Wand. Man gewinnt den Eindruck, dass er wie ein in die Ecke gedrängter Hund reagieren und bis zum Äußersten gehen wird. Die Frage lautet aber ganz pragmatisch: Was würde Russland dadurch gewinnen?

Ein Einsatz direkt gegen die NATO, wäre auch für Russland Selbstmord, in jeder Hinsicht. Wenn Russland einen Krieg nicht einmal gegen die zwar tapfere aber auch wesentlich kleinere Ukraine gewinnen kann, wie dann gegen die ganze NATO? Und selbst bei einem Einsatz mit einer „kleinen“, taktischen Atombombe gegen die Ukraine, würden die USA alle russischen Streitkräfte in der Ukraine vernichten, so erläuterte Ex-US-General David Petraeus die Reaktion des Weißen Hauses auf die Atomdrohungen Russlands.

Und so ist es eigentlich nur eine Frage, wann man in Russland verstehen wird, dass die Sackgasse vor allem eine Einbahnstraße für Putin ist. Bis dahin dürfen wir aber bloß nicht blinzeln.