Putin deutet erstmals schwere Verluste und Chaos in den von Russland annektierten Gebieten an
Nichts läuft nach Plan: Das lässt der russische Präsident nun erstmals durchblicken.

Alles läuft nach Plan, Russland ist auf dem Vormarsch, die Ukraine kurz vor dem Fall: Die russische Propaganda läuft weiter auf Hochtouren, doch trotz massiver Zensur schrumpft die Anzahl der Russen, die den Unsinn über die offensichtlich scheiternde Ukraine-Invasion noch glauben.
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Oberster Propagandist des Landes ist der Präsident Wladimir Putin höchstselbst: Von Beginn des Einmarsches seiner Truppen in die Ukraine an verklärte er den völkerwidrigen Einsatz zur „militärischen Spezialoperation“, beschuldigte die Nato und die angeblich von Nazis regierte Ukraine und überzog den Westen mit Drohungen, Atomraketen einzusetzen.
Während Putin Annexionsdekret unterschreibt, fliehen russische Truppen vor Ukrainern
Die Propagandalügen aus dem Kreml werden über die Staatsmedien verbreitet, doch selbst dort wurden zwischenzeitlich Zweifel am Sinn des Einsatzes geäußert. Vollends gekippt ist die Stimmung in der Bevölkerung durch die sogenannte Teilmobilisierung, die gefallene russische Soldaten mit Reservisten und teils ungedienten Männern ersetzen soll. Noch während Putin ein Dekret zur Annexion der vier teilweise durch russische Truppen besetzten ukrainischen Gebiete unterzeichnete, verlor Russland weitere Ortschaften an vorrückende ukrainische Truppen. Tausende Tote in den eigenen Reihen hatte die russische Armee selbst eingeräumt, Beobachter gehen von mindestens 25.000 Gefallenen aus, die Ukraine sogar von 50.000 toten russischen Soldaten.
In einer öffentlich übertragenen Videokonferenz hat Russlands Präsident Putin nun entgegen seinen vorherigen Aussagen eingeräumt, dass die Annexion bislang nicht erfolgreich verlaufen ist. Eigentlich war die Videokonferenz eine Begegnung mit russischen Lehrern, doch Putin sah sich veranlasst, die Frage zu beantworten, die derzeit alle Russen bewegt. Man werde die Situation „stabilisieren“, beschreibt der russische Präsident die Lage in den nicht einmal vollständig besetzten Gebieten – die also offenbar außer Kontrolle ist.
Putin: „Wir gehen davon aus, dass sich die Situation in den neuen Territorien stabilisieren wird.“
Russische Truppen auf dem Rückzug, in Todesangst, abgeschnitten von Versorgungslinien: Zu diesen bekannten Details äußert sich Putin nicht, der britische Guardian zitiert ihn aus der Videokonferenz mit dem ominösen Satz: „Wir gehen davon aus, dass sich die Situation in den neuen Territorien stabilisieren wird.“
Nicht nur westliche Beobachter, sondern auch russische Kriegsreporter und Militärblogger berichten derweil von einem massiven Rückzug aus der noch von Russland besetzten Großstadt Charkiw im Donbass, die offenbar vor dem Fall steht. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte betont, dass die Ukraine sämtliche von Russland besetzten Gebiete einschließlich der Krim zurückerobern werde.