Auf den Satellitenbildern von Firmen wie Maxar ist die Zerstörung in Mariupol zu sehen.
Auf den Satellitenbildern von Firmen wie Maxar ist die Zerstörung in Mariupol zu sehen. Maxar Technologies/AP/dpa

Google Maps hat Karten mit neuen und schockierenden Satellitenfotos aus Mariupol veröffentlicht. Die neuen Aufnahmen zeigen wie Russland die einst blühende Hafenstadt am Asowschen Meer weitestgehend in eine Ruinenlandschaft verwandelt hat.

Lesen Sie auch: Wagner-Söldner gesteht Hinrichtungen: „Sie war 5 oder 6 Jahre alt. Ich schoss ihr in den Kopf“ >>

Mariupol wurde nach dem großflächigen Angriff Russlands auf die Ukraine zunächst belagert und dann erobert. Auf den Satellitenbildern sind nun erstmals für jedermann sichtbar die verheerenden Folgen der wochenlangen Kämpfe in und um die Stadt und das dort gelegene Stahlwerk Azovstal zu sehen. Die Bilder zeigen auch den krassen Gegensatz zwischen der pulsierenden Metropole und dem Ödland, in das die russische Armee große Teile der Stadt verwandelt hat.

Satellitenbilder zeigen Zerstörung ganzer Viertel durch die russische Armee in Mariupol

Die russischen Truppen haben laut Berichten von Augenzeugen und von internationalen Organisationen bei der Eroberung von Mariupol keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung und auf die zivile Infrastruktur genommen. Experten befürchten bis zu 80.000 Tote in der einst rund 400.000 Einwohner zählenden Stadt. Bisher gibt es keine unabhängigen Berichte oder Untersuchungen aus Mariupol, da Russland diese verweigert.

Lesen Sie auch: Das ist das Pressefoto des Jahres – und hier ist seine unglaublich traurige Geschichte >>

Auf den Bildern ist nun erkennbar, welche Zerstörungen der russische Angriff in Mariupol hinterlassen hat. Was bisher nur aus kleinen Videos aus der Stadt veröffentlicht wurde, ist nun im kompletten Ausmaß sichtbar. Ganze Viertel liegen in Schutt und Asche. Besonders hervor stechen die ausgebrannten Ruinen der alten sowjetischen Wohnblöcke, die mitunter mehr als 20 Stock hoch sind. Überall sind sie nur noch in Ruß gehüllt, teilweise eingestürzt.

Schriftzug „Kinder“ vor Theater von Mariupol noch zu sehen

Auch das Theater von Mariupol ist auf den Bildern von Google Maps zu sehen. Auf den Bildern ist nur noch die Ruine des Gebäudes erkennbar. Das Theater wurde fast komplett zerstört. Es hat kein Dach mehr und einige Wände sind eingestürzt. Die russische Luftwaffe soll das Theater am 16. März 2022 bombardiert haben.

Lesen Sie auch: Wagner-Söldner gesteht Hinrichtungen: „Sie war 5 oder 6 Jahre alt. Ich schoss ihr in den Kopf“ >>

Im Keller des Gebäudes hatten hunderte Menschen zuvor Schutz gesucht. Um nicht bombardiert zu werden, hatten Helfer sogar das russische Wort für Kinder auf den Boden geschrieben. Die russische Luftwaffe attackierte das Gebäude trotzdem. Schätzungen gehen von rund 600 Toten aus. Auf den Satellitenbildern, die Google von Anbietern wie Maxar einkauft, ist der Schriftzug klar zu sehen.

Friedensallee wurde komplett zerstört

Berichte über das Kriegsverbrechen hatten schon im vergangenen Jahr viele Menschen schockiert und ungläubig zurückgelassen. Die nun veröffentlichten Satellitenbilder bei Google Maps zeigen jedoch auch andernorts das ganze Ausmaß der Zerstörung. Wie zum Hohn verläuft neben dem Theater die Straße Prospekt Miru (Friedensallee).

Lesen Sie auch: Schock-Bilder aus Ukraine: Diese Ruinen waren mal eine Stadt mit 75.000 Einwohnern >>

Bei Google Maps verweisen dort weiter Einträge auf Museen, Schulen, Tattooläden oder Banken – obwohl die Gebäude in Schutt und Asche liegen und dort keine der genannten Institutionen mehr in Betrieb sind.

Auch Azovstal-Werk zeigt große Zerstörung

Auch das über Wochen von den Russen belagerte Stahlwerk Azovstal ist eine Trümmerwüste. Viele der Werkshallen sind beschädigt oder gar eingestürzt. Auf den Freiflächen sind überall Bombenkrater zu sehen. Hier hatten sich die letzten Verteidiger der Stadt ergeben, als klar wurde, dass ihr Kampf verloren war. Laut den russischen Besatzungsbehörden soll das Werk wieder aufgebaut werden. Wie das funktionieren soll, ist völlig unklar. 

Lesen Sie auch: Russische „Geisterschiffe“ spionieren Windparks und Pipelines aus >>

Vor der Belagerung war Mariupol eine pulsierende Hafenstadt mit einer blühenden Wirtschaft und einem reichen kulturellen Leben. Die Satellitenbilder verdeutlichen jedoch noch einmal: Mittlerweile reiht sich die Stadt in eine Reihe von Ruinenwüsten ein. Wie man weltweit Dresden, Hiroshima, Coventry, Grosny oder Aleppo als Ruinenstädte kennt, wird auch das Verbrechen, das Russland in Mariupol verübt hat, in die Geschichtsbücher eingehen.