Ein Vater hält die Hand seines toten Sohnes in Charkiw.
Ein Vater hält die Hand seines toten Sohnes in Charkiw. AFP/Sergey Bobok

Dieses Bild geht um die Welt, denn es zeigt eindrücklich, was seit dem 24. Februar in der Ukraine geschieht - und woran sich viele Menschen in Deutschland in den vergangenen Wochen gewöhnt zu haben schienen: Das Sterben in der Ukraine geht auch fünf Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges unvermindert weiter. Die Waffen treffen nicht nur Häuser, Gebäude, Soldaten, sondern auch Zivilisten.

Charkiw ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges unter Beschuss

Das Bild, das um die Welt geht, stammt aus der Stadt Charkiw im Osten der Ukraine. Mit 1,5 Millionen Einwohnern war sie 2019 die zweitgrößte Stadt des Landes nach der Hauptstadt Kiew. Seit 2014 kam es immer wieder zu Anschlägen prorussischer Separatisten, seit dem offiziellen Einmarsch der russischen Armee wird die Stadt immer wieder beschossen. Bereits im März meldete der Bürgermeister, dass mehr als 1100 Gebäude durch russischen Beschuss zerstört worden seien, die allermeisten davon seien Wohngebäude gewesen. Damals wurde auch der ukrainische KZ-Überlebende Borys Romantschenko getötet.

Nun gab es am Mittwoch wieder russische Raketenangriffe auf die Stadt, die nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt. Laut einem Vertreter der Regionalverwaltung seien dabei mindestens drei Menschen gestorben worden - darunter auch ein erst 13-jähriger Junge. Mehrere Augenzeugen berichten, wie sich der völlig schockierte Vater neben die Leiche kniet und die Hand seines toten Kindes hält. Fotos dieser Szene machten schnell im Netz die Runde, erst in den Minuten danach wird die Leiche mit einer roten Plane abgedeckt, die Hand seines Sohnes lässt der Vater dennoch nicht los.

Eine ukrainische Polizistin hockt sich neben den Mann, der die Hand seines toten Sohnes hält.
Eine ukrainische Polizistin hockt sich neben den Mann, der die Hand seines toten Sohnes hält. dpa/Hector Adolfo Quintanar Perez

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Eine andere Aufnahme zeigt eine ukrainische Polizistin, die den Vater, der die Hand seines Sohnes weiterhin nicht loslässt, in den Arm nimmt. Dass sie ihm seinen Schmerz nicht nehmen kann, ist an seinem Gesicht abzulesen. Wie die New York Times berichtet, soll die 15-jährige Schwester des getöteten Jungen bei dem Angriff ebenfalls verletzt worden sein.

Die Fotos, die nun durchs Netz gehen, gelten als Sinnbild für die Grauen des Krieges – und als Erinnerung, dass der russische Angriff und mit ihnen das Sterben in der Ukraine weitergeht.