Ein Feuerwehrauto im Hafen von Odessa. Im Hintergrund verschießt ein Schlepper Löschwasser
Ein Feuerwehrauto im Hafen von Odessa. Im Hintergrund verschießt ein Schlepper Löschwasser Rathaus von Odesa, Pressebüro

Die Moskauer Lügenmärchen hören nicht auf: Einen Tag, nachdem Raketen im Hafen von Odessa eingeschlagen waren, hat Russland den Angriff bestätigt. Zuvor hatte die Türkei vermeldet, die Russen hätten ihr gegenüber bestritten, die Raketen abgefeuert zu haben, und dass sie den Vorfall untersuchen lassen wollten.

Jetzt behauptete die russische Außenministeriums-Sprecherin Maria Sacharowa auf Telegram, „Kaliber“-Raketen hätten mit einem „hochpräzisen“ Schlag ein „Objekt militärischer Infrastruktur“ im Hafen von Odessa getroffen. Ein Kriegsschiff sei getroffen worden.

Kurz danach kam noch eine Variante aus Moskau, dieses Mal aus dem Verteidigungsministerium: Die Raketen seien auf ein Schiffsreparaturwerk abgefeuert worden.. In dem Dock seien ein ukrainisches Kriegsschiff und ein Lager mit von den USA gelieferten „Harpoon“-Raketen zerstört worden. Zudem seien Anlagen zur Reparatur und zur Modernisierung ukrainischer Kriegsschiffe „außer Betrieb genommen“ worden.

Ukraine: Russen haben Handelshafen von Odessa beschossen, kein Kriegsschiff

Die Ukraine weiß nichts davon: Man habe zwei Raketen abfangen können, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen. Getreidesilos seien nicht getroffen worden, aber die Druckwelle habe das nicht weit entfernte Kunstmuseum beschädigt.

Der Hafen von Odessa (Archivbild)
Der Hafen von Odessa (Archivbild) dpa/Lehtikuva/Jussi Nukari

Der Beschuss am  Sonnabendmorgen war deshalb auf besondere Empörung bei den Vereinten Nationen, der EU, der USA und natürlich der Ukraine gestoßen, weil Russland erst am Freitag in Istanbul unter Vermittlung der UN und der Türkei eine Vereinbarung unterschrieben hatte, dass ukrainisches Getreide unter anderem über Odessa exportiert werden darf.

Türkei fühlt sich nach Beschuss von Odessa düpiert

Die türkische Regierung fühlte sich düpiert. Verteidigungsminister Hulusi Akar:  „Dass sich ein solcher Vorfall unmittelbar nach der Vereinbarung bezüglich der Getreide-Lieferung, die wir gestern getroffen haben, ereignet hat, beunruhigt uns wirklich sehr.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Raketenschläge als Akt „offensichtlicher russischer Barbarei“ verurteilt und erneut Waffenlieferungen eingefordert:  „Wenn irgendjemand auf der Welt früher gesagt hat, dass es notwendig ist, mit Russland in Dialog zu treten, Vereinbarungen zu treffen über eine Waffenruhe, ohne unser Gebiet von den Besatzern zu befreien, dann haben die heutigen Raketen die Möglichkeit solcher Aussagen zerstört.“

Am Freitag unterschrieb Russland, den Hafen von Odessa nicht anzugreifen

Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, Schiffe für den Export über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschießen. Auch die drei beteiligten Häfen dürfen demnach nicht angegriffen werden.

Es geht dabei vor allem um die Ausfuhr von 20 Millionen Tonnen Weizen und Mais, um eine weltweite Hungerkatastrophe zu verhindern, und der finanziell ausgebluteten Ukraine Einnahmen zu verschaffen.