Keine Chance an der Front, da beschießt Russland ukrainische Zivilisten wieder mit Raketen
In weiten Teilen der Ukraine sitzen die Menschen im Dunkeln: Stromversorgung großflächig ausgefallen

Nach den wohl massivsten russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Energieversorgung seit Kriegsbeginn haben Verantwortliche die Situation als „kritisch“ bezeichnet. „Es sind etwa 100 Raketen auf das Territorium der Ukraine abgefeuert worden“, teilte der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Jurij Ihnat, am Dienstag im Fernsehen mit. Das seien mehr als bei dem Beschuss Anfang Oktober. Damals wurden 84 Raketen auf das Land abgefeuert.
Luftalarm in der gesamten Ukraine
Zwischenzeitlich wurde im gesamten Land Luftalarm ausgerufen - an dem Tag, an dem der G20-Gipfel in Indonesien sich anschickte, den russischen Angriffskrieg zu verurteilen. Ukrainischen Medienberichten zufolge wurden die Raketen über dem Kaspischen Meer abgefeuert.
Kyrylo Tymoschenko aus dem Präsidentenbüro sagte: „Die meisten Treffer wurden im Zentrum und im Norden des Landes festgestellt“, schrieb er im Nachrichtendienst Telegram. Der staatliche Energieversorger Ukrenerho habe zu außerordentlichen Stromabschaltungen übergehen müssen, um das Netz auszubalancieren.
Tymoschenko forderte die Bevölkerung zum Stromsparen auf. In Kiew ist den Behörden zufolge etwa die Hälfte der Stadt ohne Strom. Mindestens ein Mensch wurde infolge der Luftangriffe getötet. Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete, allein über seiner Stadt habe die Luftabwehr vier russische Raketen abgeschossen.
Die staatlichen Eisenbahnen warnten indessen vor Zugverspätungen von bis zu einer Stunde. Wegen möglicher Stromausfälle seien Dieselloks als Reserve bereit gestellt worden.
Stromausfälle in Großstädten der Ukraine durch russischen Beschuss
Auch im Umland der Hauptstadt gab es Einschläge. Über Angriffe wurde auch aus den Gebieten Odessa, Tscherkassy, Kirowohrad, Chmelnyzkyj, Charkiw und Dnipropetrowsk berichtet. Nach Einschlägen in den westukrainischen Großstädten Lwiw und Kowel wurden ebenfalls massive Stromausfälle gemeldet.
Viele Hauptstadtviertel haben bereits seit knapp einem Monat nur stundenweise Strom, weil die Russen sich darauf verlegt haben, mangels militärischer Erfolge gegen die ukrainische Armee Kraftwerke und Umspannanlagen in der Ukraine zu bombardieren, um die Zivilbevölkerung zu terrorisieren.
Der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, verbreitete ein Video mit einem brennenden Wohnhaus. In Kiew sollen zwei Wohngebäude getroffen worden sein.
Später postete er ein Foto von brennenden Kerzen: „Bei mir zu Hause. Kaum Stromversorgung in Kyjiw und vielen anderen Städten wegen des massiven russischen Raketenangriffs. Verdammte Mistkerle.“
Kein Strom, keine Heizung, und es wird kalt in der Ukraine
Die Angriffe mit Raketen und Drohnen treffen auch die Wärmeversorgung, und es ist mit rund 5 Grad in Kiew schon kalt.
Der Angriff sei offenbar eine Reaktion auf die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beim G20-Gipfel, erklärte sein Berater Andrij Jermak. In der Rede hatte Selenskyj die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder aufgefordert, Moskau zur Beendigung seines Angriffskrieges zu drängen.