Jamala rührte die Zuschauer zu Tränen.
Jamala rührte die Zuschauer zu Tränen. AP/Hannibal Hanschke

Ihr Auftritt beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) rührte die TV-Zuschauer zu Tränen: Mit der ukrainischen Fahne in der Hand sang Jamala ihren Gewinnersong „1944“. 2016 gewann sie damit den ESC für ihr Heimatland. Heute hat der Anti-Kriegs-Song eine neue, eindrückliche Bedeutung bekommen.

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Ein Lied wie ein Gebet. Große Gefühle. Jamala schaut in die Kamera, als sie ihren Appell spricht: „Mein größter Wunsch ist, dass der Krieg aufhört. Ich singe heute im Namen der Kinder. Ich singe heute im Namen der Frauen. Ich möchte, dass die ganze Welt unsere Stimme hört und von unseren Schmerzen und Leiden hört. Ich werde alles tun und schreien, damit die ganze Welt hört, dass es so nicht sein darf. So darf es nicht sein!“

Der Auftritt bewegt das gesamte Publikum. Es ist ist still im Studio. Auch Moderatorin Barbara Schöneberger ist ergriffen. Die Anlass des Abends wird zur Nebensache: Der junge Sänger Malik Harris vertritt Deutschland beim ESC. Sein Titel heißt „Rockstars“. Eine Friedensbotschaft wäre den Zuschauern lieber gewesen. Aber die stand nicht zur Wahl.

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Jamalas Flucht aus der Ukraine

Über ihren Instagram-Account lässt Jamala ihre Fans ganz dicht an sich heran. Das gilt auch in schweren Stunden. Fotos und Videos von Explosionen, brennenden Häusern und Kriegsruinen in der Ukraine sind dort zu finden. Und die Sängerin meldet sich auch selbst zu Wort. Deutlich!

Müde sieht sie dabei aus. Die Strapazen sind ihr anzusehen, als sie in die Kamera ihres Handys spricht. Aber sie muss einfach Danke sagen. Für die vielen Hilfsangebote, die sie erreichen.

„Meine Fans sind auf der ganzen Welt! Danke für Ihre Unterstützung! Für Ihre Telefone, Ihre Angebote Häuser und Unterkünfte zu nutzen. Es ist von unschätzbarem Wert! Ich glaube, dass wir gemeinsam stärker sind, als wir denken. Es ist wichtig zu sagen, wie es ist: Russland hat uns angegriffen! Friedliche Menschen in der Ukraine #nowarinukraine #pleasestoprussia“

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Jamalas Flucht aus der Ukraine

Auch ihre eigene Flucht zeigte Jamala auf Instagram. „Gestern Abend habe ich bei Bombenlärm in 15 Minuten alles zusammengerafft und mit den Kindern auf dem Arm die Wohnung verlassen“, erzählt die 38-Jährige in einem Video. Bilder zeigen ihre beiden Söhne schlafend auf der Rückbank eines Autos.

Vier Tage verbrachten sie im Auto. Eine traumatische Flucht. Es ging nur schleppend voran. Und es gab keine Verpflegung. Daran hätte niemand im „im Schockzustand auch nur gedacht“.

Sie findet Zuflucht in der Türkei

Jamala ist es eine Herzensangelegenheit an die Millionen Frauen und Kinder zu erinnern, denen es gerade auf der Flucht noch schlechter geht als ihr. „Sie verließen ihre Männer, die ihr Land verteidigen, und rannten los, um ihre Kinder vor Granaten zu retten“, schreibt sie. Ihr sei es mit ihren Kindern gelungen, über Rumänien dem Kriegsland zu entkommen.

Mittlerweile habe sie Zuflucht bei ihrer Schwester in Istanbul gefunden. Sicher fühle sie sich dort allerdings nicht.

Ihr Ehemann bleibt im Kriegsgebiet

Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen die Ukraine nicht verlassen. Auch Jamalas Ehemann ist dort geblieben. Er muss und will sein Land verteidigen. Ja, Jamala hat Angst um ihn. Aber auch Hoffnung: „Ich glaube an unseren Präsidenten Selenskyj, unsere Armee, unsere starken, mutigen Männer und Frauen. Wir werden es schaffen! Die Ukraine wird nicht besiegt werden!“

Jamala gewann 2016 den ESC für die Ukraine.
Jamala gewann 2016 den ESC für die Ukraine. dpa/Britta Pedersen

ESC-Sieg 2006 mit kritischem Song

Europaweit bekannt geworden war Jamala, als sie vor sechs Jahren den Eurovision Song Contest gewann. Ihr Lied „1944“ über die Deportation der Krimtataren durch Josef Stalin hatte für heftige Kritik aus Russland gesorgt. Jamala besang dabei auch das Schicksal ihrer eigenen Familie. Denn unter den damals Vertriebenen war auch ihre Ur-Großmutter.

Jamala lehnte russische Staatsbürgerschaft ab

Russland begegnete ihr mit heftiger Kritik und dem Versuch der Vereinnahmung. Doch die ukrainische Sängerin lehnte nicht nur die  Konzert-Einladung der moskautreuen Führung auf der Halbinsel Krim ab. Sie ignorierte auch die Aufforderung, die russische Staatsbürgerschaft anzunehmen. „Ich habe die ukrainische Staatsbürgerschaft, eine andere ist nicht notwendig.“