Russlands Präsident Putin (l. neben dem russischen Außenminister Lawrow am Dienstag in Moskau.
Russlands Präsident Putin (l. neben dem russischen Außenminister Lawrow am Dienstag in Moskau. dpa/Alexey Maishev

Sucht Russland nach einem Vorwand, den Ukraine-Krieg doch noch nuklear zu eskalieren? Der chinesische Präsident Xi Jiping hatte seinem russischen Amtskollegen bereits vor Monaten klargemacht, dass er entsprechende Drohungen nicht billigt. Nun versucht es Moskau andersherum und wirft dem Westen vor, Atomwaffen in der Ukraine einsetzen zu wollen – nicht zum ersten Mal. Aber diesmal sind es nicht frei erfundene Behauptungen, vielmehr geht es um Munition aus Großbritannien, vor der sogar die UN warnen.

Die britischen Verteidigungsministerin Annabel Goldie hatte am am Montag auf Nachfrage bestätigt, London werde Kiew unter anderem auch panzerbrechende Munition liefern, die sogenanntes abgereichertes Uran enthält. Russlands Präsident Putin griff diese Äußerung am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit Xi Jiping auf und behauptete, es ginge um eine „Waffe mit nuklearer Komponente“, also eine Art Atombombe.

Panzerbrechende Munition mit abgereichertem Uran: Russlands Außenminister warnt vor „ernsthafter Eskalation“

Wie im Kreml üblich, legte am Mittwoch ein weiterer Politiker eine Schippe drauf: Russlands Außenminister Sergej Lawrow warnte vor einer Eskalation der Ukraine-Krise, falls Großbritannien die Ankündigung wahrmache Kiew panzerbrechende Munition mit abgereichertem Uran zu liefern. „Das ist ein Schritt in Richtung einer weiteren Eskalation, und zwar ein ernsthafter“, so Lawrow.

Was ist dran an den russischen Atom-Vorwürfen? Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt, das bei der Anreicherung von Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken oder bei der Herstellung von Atomwaffen entsteht. Es ist nur etwa 60 Prozent so radioaktiv wie natürlich vorkommendes Uran, eignet sich aber aufgrund seiner Material-Eigenschaften zur Verwendung in panzerbrechender Munition.

Russlands Präsident Putin droht mit Reaktion auf Einsatz der Uran-Munition – mit „schmutziger“ Bombe?

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) bezeichnet abgereichertes Uran als „chemisch und radiologisch toxisches Schwermetall“.

Der russische Chefdiplomat drohte seinerseits, auf den Einsatz solcher Munition zu reagieren: Die Verwendung solcher Munition würde die Möglichkeiten der Ukraine, „hochwertige, nicht kontaminierte Lebensmittel“ herzustellen, „deutlich einschränken“. Ob damit die Drohung, selbst beispielsweise eine sogenannte „schmutzige“ Bombe zu zünden, ließ Lawrow offen. Anders als bei den panzerbrechenden Waffen handelt es sich dabei um konventionelle Sprengwaffen, die radioaktives Material in einem bestimmten Gebiet verstreuen, um dieses zu verseuchen.

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Kreml-Chef Wladimir Putin hatte London bereits am Dienstag gedroht, Moskau wäre bei einer Lieferung von Munition mit abgereichertem Uran durch Großbritannien „gezwungen zu reagieren“.