Ein ukrainischer Soldat ist zur Behandlung in einem deutschen Krankenhaus (Symbolbild).
Ein ukrainischer Soldat ist zur Behandlung in einem deutschen Krankenhaus (Symbolbild). Bernd Thissen/Funke Foto Services/Imago

Ein ukrainischer Soldat soll in Frankfurt am Main von einem Russen zusammengeschlagen worden sein. Das Opfer war laut einem Bericht am Freitag letzter Woche in seiner Uniform in eine Hotelbar gegangen und wurde dort erst von einem weiteren Mann angesprochen und dann verprügelt. Laut ukrainischen Medien musste er mit einem gebrochenen Kiefer und Nase, ausgeschlagenen Zähnen, einer Gehirnerschütterung und mehreren Blutergüssen ins Krankenhaus.

Der Vorfall ist besonders tragisch, da der ukrainische Soldat eigentlich zur Reha in Deutschland weilt. Er wurde zuvor bei der Verteidigung seines Landes gegen den russischen Angriffskrieg verwundet. Deutschland unterstützt die Ukraine nicht nur mit Waffenlieferungen, sondern versorgt auch ukrainische Verletzte – Soldaten und Zivilisten.

Polizist bestätigt Angriff auf ukrainischen Soldaten in Frankfurt

Die Frankfurter Polizei bestätigte den Vorfall dem Berliner KURIER auf Anfrage. Ein Hotelmitarbeiter soll die Beamten alarmiert haben, weil ein Besucher in der Bar randaliert habe. Als die Polizisten eintrafen, war der Ukrainer jedoch bereits im Gesicht verletzt. Er sei aber stark alkoholisiert gewesen.

Eine Anzeige gegen den Ukrainer wegen der mutmaßlichen Randale liegt der Polizei jedoch nicht vor. Der mutmaßliche Täter konnte bisher jedoch auch noch nicht ermittelt werden, weil die Polizei erst im Rahmen des Ermittlungsverfahren von den mutmaßlichen Schlägen erfuhr.

Auch der ukrainische Generalkonsul Vadym Kostiuk bestätigte gegenüber dem KURIER den Vorfall. Er stehe in Kontakt mit dem Soldaten. Das Opfer erwarte derzeit eine Operation am Kiefer, die am Dienstag stattfinden solle.

Hat ein Tschetschene den ukrainischen Soldaten verprügelt?

Den Vorfall beschrieb er zuvor in den ukrainischen Medien wie folgt: „Nach unseren Informationen betrat unser Soldat am Freitagabend nach einem Besuch in Uniform die Hotelbar. Nach mehreren Hinweisen des Hotelpersonals und des Sicherheitsdienstes auf die Widersprüchlichkeit seiner Kleiderordnung kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung und anschließend zu einer Schlägerei nach einem Versuch der Security, unseren Soldaten zu entfernen.“

Der Vorfall soll in der Bar des Roomers Hotels in Frankfurt am Main stattgefunden haben.
Der Vorfall soll in der Bar des Roomers Hotels in Frankfurt am Main stattgefunden haben. Bruce Bix/agefotostock/Imago

Laut dem ukrainischen Nachrichtenportal soll der Angreifer Tschetschene mit einem russischen Pass sein. Die Polizei hat das bisher jedoch noch nicht bestätigt und konnte bislang den Täter nicht ermitteln.

Die kleine Republik im Kaukasus wurde in den 1990er und 2000er Jahren in einem brutalen Krieg von Russland zerstört. Tschetschenien war nach dem Ersten Tschetschenienkrieg für eine kurze Phase unabhängig.

Im Jahr 1999 dann wurde Wladimir Putin zuerst Ministerpräsident Russlands und später selbst Präsident. Er ließ die russische Armee wieder in Tschetschenien einmarschieren und die Unabhängigkeitsbestrebungen des kleinen Landes brutal niederschlagen.

Tragen von Uniformen bedarf möglicherweise Genehmigung

Putin ließ den brutalen Herrscher Achmat Kadyrow als Präsident einsetzen, bis der bei einem Bombenanschlag getötet wurde. Ihn ersetze Ramsan Kadyrow. Der gern als „Putins Bluthund“ bezeichnete Diktator regiert Tschetschenien seitdem im Sinne Russland, lässt jede Opposition unterdrücken, verfolgt Homosexuelle und schickt seine Kämpfer auch in den russischen Krieg gegen die Ukraine. 

Warum nun ausgerechnet ein nach Deutschland geflohener Tschetschene einen Ukrainer angreift, der sein Land gegen das auch Tschetschenien unterdrückende Russland verteidigt, ist unklar.

Der ukrainische Generalkonsul überprüft derzeit den Hintergrund des Vorfalls. Der ukrainische Soldat soll wegen des Tragens seiner Uniform angegriffen worden sein. Ob er dafür möglicherweise eine Sondererlaubnis brauchte, ist bisher unklar.