Zahlreiche ukrainische Geflüchtete kommen jeden Tag an der polnischen Grenze an.
Zahlreiche ukrainische Geflüchtete kommen jeden Tag an der polnischen Grenze an. Imago/Agencia EFE

Die Welle der Solidarität für die Geflüchteten aus der Ukraine scheint in Europa so groß wie nie zuvor. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Zwischen all den helfenden Händen gibt es immer wieder auch Menschen, die die Notlage der Geflüchteten ausnutzen wollen. Vor allem Frauen und Kinder haben die Kriminellen ins Visier genommen. Beobachter befürchten Menschenhandel und Zwangsprostitution – und wie der britische Guardian nun berichtet, soll es bereits so weit gekommen sein.

Flucht aus der Ukraine: Erste Kinder bereits verschwunden

Der Bericht der Zeitung stützt sich unter anderem auf Angaben der polnischen Menschenrechtsorganisation „Homo Faber“. Es habe bereits Fälle gegeben, dass Kinder von ihren Familien zu Verwandten geschickt wurden, die dann allerdings nie an den Bahnhöfen abgeholt worden seien.

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Unter den Geflüchteten aus der Ukraine sind viele Frauen und Kinder.
Unter den Geflüchteten aus der Ukraine sind viele Frauen und Kinder. Imago/ZUMA Wire

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„Das ist für ein Kind natürlich extrem belastend und kann dazu führen, dass es allein und orientierungslos auf dem Bahnhof herumirrt und im schlimmsten Fall ganz verschwindet. Dies ist leider kein hypothetischer Fall – es ist bereits passiert“, wird Mitarbeiterin Karolina Wierzbińska zitiert.

Sie befürchtet zudem einen Boom in Sachen Menschenhandel. Das würde so ablaufen: Männer bieten Frauen an Bahnhöfen eine Mitfahrgelegenheit, einen Arbeitsplatz oder eine Möglichkeit zur Übernachtung. In der Folge komme es dann zu Misshandlungen oder Erpressungen.

Flucht aus der Ukraine: Auch in Deutschland wird vor Kriminellen gewarnt

Auch in Deutschland wird derweil davor gewarnt. Mehrere Berliner Hilfsinitiativen berichten beispielsweise davon, dass sich am Berliner Hauptbahnhof bereits Männer unter die Helfenden gemischt hätten, die Frauen dafür Geld bieten, wenn sie bei ihnen übernachten.

Die Fachberatungsstelle „Jadwiga“, die Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution hilft, hat längst an den Bahnhöfen Stellung bezogen, um Flyer auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch zu verteilen, die vor diesen Praktiken warnen. „Die Frauen müssen auf ihren Pass und ihr Telefon aufpassen, Namen und Adresse von Gastgebern notieren und auch Frauen nicht blind vertrauen – Menschenhändler sind nicht nur Männer“, warnte Jadwiga-Leiterin Monika Cissek-Evans gegenüber der Nachrichtenagentur epd.

Am slowakischen Grenzübergang in Vysne Nemecke sagten Freiwillige dem Guardian, dass Helfer, die Geflüchteten eine Mitfahrgelegenheit anboten, ihren Pass und ihr Kfz-Kennzeichen hinterlegen müssten, doch in der Realität sei das bei der Masse an Geflüchteten nicht immer machbar. Und so bleibt ein gewisses Risiko.

EU will Menschenhandel stärker bekämpfen

EU-Innenkommissarin Ylva Johannson hatte zuletzt angekündigt, stärker gegen Menschenhandel in der EU vorzugehen. „Sie wissen ja, dass Menschenhandel das profitabelste Verbrechen überhaupt ist“, sagte die Schwedin. Drogen oder Waffen könne man jeweils einmal verkaufen.

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„Wer mit Kindern handelt, kann sie wieder und wieder und wieder und wieder verkaufen. Wir sind verpflichtet, diese Kinder zu schützen.“ Und dafür solle in Zukunft deutlich mehr getan werden, als bisher.