Filipp Kirkorow ist ein Freund Wladimir Putins und rechtfertigte Russlands Krieg in der Ukraine. Trotzdem darf er in Deutschland auftreten.
Filipp Kirkorow ist ein Freund Wladimir Putins und rechtfertigte Russlands Krieg in der Ukraine. Trotzdem darf er in Deutschland auftreten. Mikhail Metzel/TASS/Imago

Er gilt als Lieblingsmusiker von Russen-Diktator Wladimir Putin und verherrlichte seit Februar 2022 mehrfach den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Doch Filipp Kirkorow wird wohl in den kommenden Monaten auf einer Deutschlandtour die Hallen füllen und für russischsprachige Deutsche und andere Fans Pop-Hits singen.

Kirkorow ist weiterhin strammer Putin-Fan, nannte den Kremlherrscher den „besten Präsidenten“. 2006 besuchte Putin mit seiner damaligen Frau Ljudmila Putina ein Konzert des Popstars. Später bekam Kirkorow Orden und Auszeichnungen von Putin, trat auf der von Russland widerrechtlich annektierten Krim zur Unterstützung von russischen Soldaten auf. 

Filipp Kirkorow in den USA: „Typische Heuchelei der russischen Oligarchen“

Seine patriotische Einstellung hält ihn jedoch nicht davon ab, häufig in Feindesland zu reisen. Derzeit weilt der russische Popstar in den USA, postete sogar ein Selfie beim Trinken mit dem britischen Popsänger Engelbert Humperdinck.

Bei einem Auftritt in Las Vegas riefen ihm Protestierende laut „Slava Ukraini“ entgegen, die gängige Grußform, die Unterstützung für die Ukraine zeigen soll. Kirkorow blickte entsetzt auf. Die Ironie seines Besuches mitten im russischen Krieg schien ihn nicht zu stören. 

Kirkorow trat auch auf Propagandaveranstaltungen des Putin-Regimes zur Jahresfeier der Besatzung der Krim auf.
Kirkorow trat auch auf Propagandaveranstaltungen des Putin-Regimes zur Jahresfeier der Besatzung der Krim auf. Vyacheslav Prokofyev/TASS/Imago

„Das ist die typische Heuchelei der russischen Oligarchen wie Filipp Kirkorow – sie lieben es, in den Vereinigten Staaten Urlaub zu machen, den verschwenderischen Lebensstil und die luxuriösen Immobilien hier zu genießen, während sie gleichzeitig die amerikanische Gesellschaft und unsere Werte schlechtmachen“, sagte die Autorin Rebekah Koffler, die ein Enthüllungsbuch über die Unterwanderung der USA durch russischen Einfluss geschrieben hat, gegenüber Fox News.

Scheinkritik gegen das Putin-Regime – Breitseite gegen den Westen

So mancher glaubte kurzzeitig, dass Kirkorow, der als russischer „King of Pop“ gilt, gegen das Regime aufmucken würde. In einer Instagram-Botschaft richtete er sich an Margarita Simonjan, Chefpropagandistin des Kremlsenders RT. Simonjan hatte dem Komiker und Moderator Maxim Galkin „Heuchelei“ vorgeworfen und ihn bezichtigt, eigentlich schwul zu sein und seine Frau nur deshalb geheiratet zu haben. Galkin ist mit der bekannten russischen Sängerin Alla Pugatschowa verheiratet, die 27 Jahre älter ist als er. Beide leben mittlerweile in Israel, äußerten Kritik an der russischen Politik.

Kirkorow, der einst selbst mit Pugatschowa zusammen war, nahm den jetzigen Ehemann seiner Ex daraufhin in Schutz. Jedoch fügte er an, dass die „Hexenjagd“ nur Russlands „westlichen Partnern“ in die Hände spiele – damit meinte er dessen Feinde.

Die seichte Kritik mit antiwestlicher Note blieb auch die einzige Äußerung, die einen Anschein von Widerspruch hatte. Abgesehen davon hält sich Kirkorow von politischen Äußerungen fern. Anders als manche kriegskritische Künstler kann er in Russland weiter problemlos auftreten und die Russen mit seichten Popsongs vom Krieg ablenken. 

Auch in Deutschland sind mehrere Konzerte mit ihm geplant. Gastieren soll er in Ludwigsburg, Frankfurt, Düsseldorf und Berlin. Ein Auftritt in Hamburg wurde bereits abgesagt. Zu den Gründen wollte sich der Veranstalter jedoch nicht äußern. Am Donnerstag folgte die Bestätigung einer weiteren Absage: Auch das Konzert in Ingolstadt fällt aus, wie der Berliner KURIER erfuhr.

Bei Propaganda und Sanktionsvermeidung ganz vorn dabei

In Deutschland und der EU werden jedoch Rufe lauter, den Kreml-Chansonnier auf Sanktionslisten zu setzen. „Philipp Kirkorov sang kürzlich auf der Krim für die Armee und ist damit ein Unterstützer des Angriffskrieges. Er darf vollkommen selbstverständlich in Deutschland auftreten und seine Tournee hier verkaufen?“, fragte der Blogger Chajm Guski auf Twitter. 

Die Ukraine hat den Künstler wegen seiner Haltung im russischen Krieg jüngst auf eine Sanktionsliste gesetzt. Kirkorow ist dort zusammen mit 117 weiteren Künstlern gelistet, die sich öffentlich feindselig gegenüber dem angegriffenen Staat geäußert hatten und in den Augen der Ukraine ein Sicherheitsrisiko für das Land darstellen.

Dass die Angst vor weiteren Sanktionen in den USA und der EU Wirkung zeigt, beweist der ukrainische Parlamentsabgeordnete Oleksij Honscharenko. So würden einige Künstler schon Vermittler nach Kiew senden, damit die Ukraine sie nicht für Sanktionen durch den aus russischer Perspektive ach so „dekadenten Westen“ empfehlen würde. Einer der Künstler, der Emissäre in die ukrainische Hauptstadt schickte: Filipp Kirkorow.

Update vom 7. Februar 2023: Inzwischen wurden offenbar zahlreiche Auftritte gecancelt. Tickets sind derzeit lediglich noch für das Konzert in Frankfurt erhältlich.