Polizisten untersuchen die Trümmer einer abgefangenen Rakete in Kyjiw.
Polizisten untersuchen die Trümmer einer abgefangenen Rakete in Kyjiw. Alex Babenko/AP

Es ist fast ein Wunder, das viele für unmöglich gehalten haben. Die Ukraine hat in der Nacht zum Dienstag alle von Russland auf das Land abgefeuerten Raketen getroffen. „Alle Ziele wurden abgefangen“, vermeldete die Ukrainische Luftwaffe auf Twitter.

Unter den Abschüssen sind auch sechs sogenannte Hyperschallraketen vom Typ Kinschal (russisch für Dolch). Russland gab für diesen Waffentyp bisher an, dass er aufgrund seiner Geschwindigkeit eine Art Wunderwaffe sei.

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Die extrem schnell und hoch fliegenden und dennoch manövrierfähigen Raketen setzen russischen Streitkräfte im Krieg in der Ukraine ein – etwa zur Zerstörung von Treibstoff- und Waffenlagern. Diesmal könnten sie aber direkt auf die Patriot-Batterie abgefeuert worden sein. „Das macht das Abfangen einfacher, weil man dem Flugkörper eigentlich nur entgegenschießen muss“, so Militärexperte Gustav Gressel gegenüber dem KURIER.

Ukraine schießt alle Raketen, Marschflugkörper und Drohnen ab

Doch die Ukraine hatte bereits zuvor vermeldet, in der Nacht zum 5. Mai eine Kinschal abgeschossen zu haben, und zeigte zum Beweis auch die Trümmer des Flugkörpers. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte später den Abschuss.

Die Ukraine mache dabei das beste aus dem, was sie habe. Die meisten Abschüsse würden wohl mit PAC-2, MIM 104D stattfinden. „Die sind gegen ballistische Raketen eigentlich nicht das Gelbe vom Ei“, so Gressel. Soweit scheinen sie aber zu funktionieren.

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Insgesamt seien in der Nacht zum Dienstag 18 Raketen und Marschflugkörper unterschiedlicher Typen sowie sechs sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 bei dem Luftalarm in der Nacht zu Dienstag von der Flugabwehr unschädlich gemacht worden. Zudem seien drei russische Aufklärungsdrohnen zerstört worden. 

Raketentrümmer waren wegen der Abschüsse auf Kyjiw gefallen, setzten unter anderem einen Fuhrpark in Flammen.
Raketentrümmer waren wegen der Abschüsse auf Kyjiw gefallen, setzten unter anderem einen Fuhrpark in Flammen. Ukrainisches Katastrophenschutzministrium/dpa

Explosionen hielten ukrainische Hauptstadt wach

Dennoch hatten auch die Explosionen durch den Abschuss der Raketen die ukrainische Hauptstadt Kyjiw wachgehalten. Die Explosionen hatten die Stadt gegen 3 Uhr morgens (Ortszeit) aufgeschreckt. Dabei war am Himmel gut zu beobachten, wie die ukrainische Flugabwehr die Raketen abschoss.

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„Ratet mal, wer um 3 Uhr morgens durch einen grellen Lichtblitz, heulende Autosirenen und eine Explosion in der Nähe aufgewacht ist?“, schreibt die Kyjiwerin Oleksandra Poworosnyk auf Twitter. „Sah nach Star Wars aus“, schrieb der Journalist Denis Trubetskoy. „Es war super laut, es war gruselig, nach direkten Einschlägen hörte es sich aber nie an.“

Dennoch gab es am Boden Zerstörungen, denn an mehreren Stellen gingen Raketentrümmer nieder, darunter im Zoo der Stadt. Autos wurden getroffen, ein unbewohntes Gebäude geriet in Brand. Es gab jedoch Behörden zufolge nur drei Verletzte.

Auch Deutschland hat Flugabwehrsysteme geliefert

Die Abschüsse zeigen jedoch, dass die westliche Unterstützung die Ukraine tatsächlich sicherer macht. Denn die am 5. Mai getroffene russische Kinschal-Rakete wurde vom in den USA produzierten Flugabwehrsystem Patriot abgefangen.

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Die Abschüsse aus der Nacht zum Dienstag gehen vermutlich auf das Konto eines Patriot-Systems. Auch Deutschland hatte eine Patriot-Batterie sowie zwei Luftverteidigungssysteme Iris-T SLM an die Ukraine geliefert.