Die russischen Freiwilligen sollen zwei Dörfer in Russland an der Grenze zur Ukraine kurzzeitig besetzt haben.
Die russischen Freiwilligen sollen zwei Dörfer in Russland an der Grenze zur Ukraine kurzzeitig besetzt haben. Russisches Frewilligen-Korps

Es klingt wie eine irre Propaganda-Aktion und das ist sie wohl auch: Russische Freiwillige sollen zwei Dörfer in Russlands Oblast Bryansk an der Grenze zur Ukraine kurzzeitig gestürmt haben. Entsprechende Videos, die die Russen in ukrainischen Uniformen zeigen, veröffentlichte der Telegram-Kanal „Russisches Freiwilligen-Korps“ am Donnerstag selbst.

Die Videos sollen in den beiden Ortschaften Suschany und Ljubetschane gedreht worden sein. Die Dörfer befinden sich an der Grenze Russlands zur Ukraine.

Lesen Sie auch: Ärztin gestorben – sie soll Putins Kinder mit Alina Kabajewa zur Welt gebracht haben >>

Das Freiwilligen-Korps ist ein Zusammenschluss russischer Kämpfer, die im russischen Angriffskrieg in der Ukraine aufseiten der Ukraine gegen die Truppen des Kreml-Regimes gekämpft haben. Sie unterstehen dabei jedoch wohl nicht dem Kommando der ukrainischen Streitkräfte.

Russisches Freiwilligen-Korps bekennt sich zu der Aktion in Russland

In dem Telegram-Post äußerten sie sich auch zu der Aktion. „Das russische Freiwilligenkorps kam in die Region Brjansk, um ihren Landsleuten zu zeigen, dass es Hoffnung gibt, dass freie Russen mit Waffen in der Hand gegen das Regime kämpfen können“, hieß es dort.

Zuvor hatten auch russische Propagandakanäle die Besetzung öffentlich gemacht. Dabei hieß es, dass ein Busfahrer und ein Kind von den Kämpfern erschossen worden seien. Das Freiwilligen-Korps wies entsprechende Berichte jedoch zurück. „All dies ist eine Lüge der Kreml-Propagandisten“, so die Freiwilligen. Sie kündigten zudem ein eigenes Video mit einer Zusammenfassung der Aktion an. Inzwischen sollen die Kämpfer laut Angaben russischer Behörden russisches Territorium wieder verlassen haben. 

Lesen Sie auch: Brutales Video aufgetaucht: Russen exekutieren unbewaffneten Ukrainer >>

Russische Neonazis an der Aktion beteiligt?

Unterdessen hat der Bellingcat-Journalist Michael Colborne auf einem der Videos den russischen Neonazi und Hooligan Denis Nikitin, eigentlich Denis Kapustin, erkannt. Kapustin lebte bis 2018 in Deutschland und bekam ab 2019 ein Einreiseverbot in den Schengen-Raum. Er siedelte nach Kiew über und setzte seine Aktivitäten dort fort. 

Als Russland 2022 die Ukraine angriff, positionierte er sich öffentlich gegen sein Heimatland Russland und gründete das Russische Freiwilligen-Korps, dessen Existenz zumindest ab August 2022 belegt ist. Er stellte sich damit auch offen gegen frühere Kameraden, die auf der Seite Russlands in den Krieg gegen die Ukraine zogen.

Ukraine weist Beteiligung zurück

Das ukrainische Verteidigungsministerium weist derweil eine Beteiligung an der Aktion zurück. Andriy Yusov, Sprecher des Militärgeheimdienstes HUR, sprach von einem internen Konflikt „zwischen den Bürgern der Russischen Föderation“. Er bestätigte, dass sich Kämpfer des Russischen Freiwilligen-Korps in Russland befänden. Das hätten sie aber auch schon vorher. 

Lesen Sie auch: Wagner-Chef empört – Putin geht bei Anruf von Prigoschin nicht mehr ran >>

Ein Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, sprach von einer „klassischen Provokation“. Russland wolle die eigenen Leute einschüchtern, um den Angriffskrieg bei wachsender Armut zu rechtfertigen. „Unterdessen wird die Partisanenbewegung in Russland stärker und aggressiver. Fürchtet Eure Partisanen …“, schrieb Podoljak auf Twitter.

Viele ukrainische und ausländische Kommentatoren vernuteten zunächst eine Aktion unter falscher Flagge.

Putin kündigt Konsequenzen an

Unterdessen hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin im russischen Fernsehen zu der Aktion geäußert. Er nannte die Aktion einen „terroristischen Angriff“ und behauptete weiter, dass die Angreifer das Feuer auf Kinder eröffnet hatten. Putin versprach Rache. Die russischen Propagandakanäle füllten sich zuvor schnell mit Videos und Nachrichten der Aktion.

Bisher ist immer noch unklar, welchen Zweck der Angriff haben sollte. Viele Experten befürchten, dass es zu einer weiteren Eskalation oder sogar zu einer neuen Stufe der Mobilisierung in Russland führen könnte.