Bürger russischer Stadt wollen Waffen – weil Armee sie „nicht schützt“
Bewohner von Belgorod fordern in dem Propagandavideo Waffen und fühlen sich in Russland nicht mehr sicher.

Bürger der russischen Stadt Belgorod haben in einem Video den Gouverneur der gleichnamigen Region dazu aufgerufen, ihnen Waffen auszuhändigen, um die Stadt zu verteidigen. „Unsere Stadt und Region werden schon lange nicht mehr verteidigt“, so einer der Bürger, der in dem Video eine Erklärung verliest.
Die Personen in dem Video, deren Identität bisher nicht bekannt ist, fürchten sich vor einer möglichen ukrainischen Offensive, die recht bald starten könnte. Seit Wochen sind russische Propagandamedien wegen des geplanten Angriffs im Panikmodus.
Russen fürchten Angriff der Ukraine auf russisches Gebiet
Dabei fürchten die Russen auch, dass die Ukraine Gebiete besetzen könnte, um die russischen Streitkräfte durch eine Umgehung der direkten Front aus dem Hinterhalt überraschen zu können. Auch warnen russische Propagandamedien, dass die Ukraine die Region besetzen könnte, um sie gegen besetzte ukrainische Regionen zu tauschen. Die ukrainischen Behörden haben diese Möglichkeit jedoch mehrfach dementiert.
Die Bewohner von Belgorod, die in dem Video gezeigt werden, scheinen davon nicht so überzeugt so sein. „Wir verstehen völlig, dass vor der Offensive der ukrainischen Streitkräfte unsere Armee uns nicht in Gänze helfen und beschützen kann. Die Front ist riesig“, so der Sprecher der Gruppe. Sie würden deshalb im Notfall ihre Stadt gegen angreifende Ukrainer selbst verteidigen und forderten deshalb Gewehre.
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Dabei beziehen sie sich ausgerechnet auf die heldenhafte Verteidigung Kiews in den ersten Wochen der großflächigen Invasion durch Russland letztes Jahr. Die Ukrainer hätten Kiew gehalten, sagt der Sprecher der Gruppe und nutzt dabei ein russisches Schimpfwort für die Ukrainer. „So ähnlich werden wir Belgorod halten, wenn ihr uns Waffen gebt.“
Bewohner beklagen angeblichen ukrainischen Beschuss
Die Personen in dem Video geben zudem an, dass die ukrainischen Streitkräfte sie dauernd beschießen würden. Dabei nutzt die russische Armee die Region vor allem als Basis für Angriffe auf die Ukraine. Im Mai wurden aus der Region Raketen auf die Ukraine abgefeuert. Erst Ende April beschossen russische Bomber die eigene Stadt Belgorod. Später sprach die russische Regierung von einem „Versehen“.
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Von Belgorod aus hatte ab Februar 2022 die russische Armee zudem versucht, die ukrainische Großstadt Charkiw einzunehmen, scheiterte aber. Die Ukrainer befreiten einen Großteil der Region Charkiw bei einer erfolgreichen Gegenoffensive im Herbst 2022 bis zur offiziellen Staatsgrenze von den russischen Besatzern. Immer wieder schießt seitdem jedoch die russische Armee auf die Dörfer auf ukrainischer Seite. Häufig gibt es Tote.