Besuch von Joe Biden in Kiew: Viel Pathos, wenig Substanz
Der Besuch des US-Präsidenten hatte eine hohe Symbolkraft. Wichtiger wäre aber eine massive Ausweitung der Ukraine-Hilfen - auch für die USA selbst.

Gewiss, der Besuch von US-Präsident Joe Biden in der Ukraine am Montag war ein historischer Augenblick. Der erste Besuch eines US-Präsidenten im Land seit George W. Bush im Jahr 2o08 könnte an Symbolträchtigkeit kaum zu überbieten sein.
Der mächtigste Mann der Welt fährt mitten im Krieg in die Hauptstadt eines angegriffenen Landes. Auch wenn schon Bundeskanzler Olaf Scholz oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dort waren, der US-Präsident ist nochmal ein anderes Kaliber.
Biden spendet warme Worte aber kaum Waffen
Biden versicherte die anhaltende Unterstützung der USA und sprach den Ukrainern Mut zu. Für sie ist der Besuch auch deshalb Balsam auf den geschundenen Seelen. Zweifellos: Dieser Besuch wird in die Geschichtsbücher eingehen.
Die Frage ist jedoch, ob bei den Ukrainern nicht eine gewisse Ernüchterung einsetzt, nachdem der Zauber des Besuchs verflogen ist. Denn so symbolträchtig er war, so wenig symbolträchtig waren die weiteren Waffenlieferungen, die der US-Präsident ankündigte.
Zwar kommt eine weitere halbe Milliarde Dollar an Unterstützung. Doch der große Wurf ist es nicht: Artilleriemunition, Panzerabwehrsysteme und Überwachungsradare – angesichts der massiven Kriegskosten ein Tropfen auf dem heißen Stein.
USA könnten Krieg ganz ohne tote GIs gewinnen
Fast 30 Milliarden US-Dollar haben die USA der Ukraine bisher an Hilfe gewährt. Doch verglichen mit den immensen Ausgaben für den Afghanistan-Krieg wirkt das geradezu lächerlich. Fast 850 Milliarden kostete der Krieg am Hindukusch. In einzelnen Jahren rund 100 Milliarden Dollar. Da geht also noch wesentlich mehr.
Im Unterschied zu Afghanistan, ist in der Ukraine die Bevölkerung dankbar für die Unterstützung und kämpft selbst. Die USA könnten also einen Krieg gewinnen und müssten dafür nicht einen amerikanischen Soldaten opfern. Das kann man sich schon mal etwas kosten lassen. Deutschland übrigens auch.