Tragische Geschichte
Abschuss von MH17: Der letzte Facebook-Witz des Cor Schilder
Vor neun Jahren schossen russische Kämpfer ein Passagierflugzeug der Malaysia Airlines ab. Ein Fluggast machte vor Abflug noch einen makabren Witz. Er sollte sich bewahrheiten.

Es war ein strahlend schöner Tag im mitunter regnerischen Amsterdam, als Cor Schilder zusammen mit seiner Lebensgefährtin Neeltje Tol am Flughafen Amsterdam-Schiphol auf seinen Flug wartete.
Schilder (33) und Tol (30) betrieben einen Blumenladen in einem Einkaufszentrum in ihrer Heimatstadt Volendum in der Provinz Nordholland. Die beiden freuten sich auf den Urlaub und Cor Schilder postete ein Bild von der Maschine auf Facebook.
Fluggast von MH17 veröffentlichte makabren Witz auf Facebook
Als Gag schrieb der Niederländer in seiner Sprache darunter: „Sollte er verschwinden, so sieht er aus.“ Er meinte damit das Flugzeug, welches am Gate G3 stand. Es war Zeit zum Boarding. Freunde und Familie kommentierten den Post, wie man es macht, wenn einer auf eine Reise geht. „Fijne vakantie“ – „Schönen Urlaub“ wünschte eine. Auch andere schlossen sich an. Die Wünsche markierte Cor Schilder noch mit „Gefällt mir“, bevor er sein Handy abschaltete.
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Mit den beiden stiegen 281 weitere Passagiere in das Flugzeug. 15 Crewmitglieder waren bereits an Bord, die Stewardessen hießen die Passagiere willkommen. Gegen 12.13 Uhr Ortszeit in Amsterdam am 17. Juli 2014 hob das Flugzeug ab und flog gen Osten. Zurück blieb ein verschlossenes Gate und eine Anzeigetafel. Flugziel: Kuala Lumpur. Flugnummer: MH17.

Es war der letzte Post von Cor Schilder
Wie man heute weiß, war der Post der letzte von Cor Schilder. Rund zwei Stunden später, gegen 13.20 Uhr internationaler Standardzeit reagierte die Crew nicht mehr auf Funksprüche der Flugsicherheit. Kurz darauf verschwand es komplett von den Radarschirmen.
Der Flug MH17 wurde auf dem Weg nach Kuala Lumpur von einer von russischen Kämpfern abgefeuerten Flugabwehrrakete einer Buk M1 abgeschossen. Zu diesem Ergebnis kamen mehrere unabhängige Untersuchungen – unter anderem von der Niederländischen Sicherheitskommission. Das Flugzeug wurde von den Splittern des Gefechtskopfes der Boden-Luft-Rakete durchsiebt. Es zerbrach noch in der Luft.
Der radikale Druckabfall sorgte vermutlich dafür, dass Cor Schilder und Neeltje Tol das Bewusstsein verloren, bevor die Trümmerteile auf den Boden aufschlugen. Die Überreste des Flugzeuges und die Leichen der Passagiere wurden über mehrere Kilometer verstreut.

Russische Kämpfer sollen Leichen geplündert und mit Abschuss geprahlt haben
Kurz nach dem Abschuss posierten die russischen Kämpfer in der Region an der Absturzstelle mit Trümmern der Passagiermaschine. Berichte sprachen davon, dass einigen Leichen Wertgegenstände abgenommen wurden.
Die Rakete war von russisch-kontrolliertem Gebiet in der Ukraine abgeschossen worden, wie mehrere Berechnungen von Experten ergaben. Der Raketenwerfer soll zur 53. Flugabwehr-Raketen-Brigade der regulären russischen Streitkräfte gehört haben.
Einer der Anführer der von Russland kontrollierten Milizen im Donbass gab kurz nach dem Abschuss die Tat sogar zu. Igor „Strelkov“ Girkin postete auf dem russischen Facebook-Klon Vkontakte, dass seine Männer eine ukrainische Militärmaschine vom Himmel geholt hätten.

Russen-Kämpfer will radikaleren Krieg gegen die Ukraine
Der Post von Girkin wurde kurz darauf gelöscht, als klar wurde, dass es sich um ein Passagierflugzeug handelte. Die russischen Kämpfer behaupteten später sogar, gar nicht über die notwendige Technik zu verfügen. Dabei schossen die sogenannten Separatisten bereits am 6. und 14. Juni sowie am 14. und 16. Juli 2014 ukrainische Militärmaschinen ab und prahlten selbst mit den Abschüssen.
Nach Abschluss der Untersuchungen kam es zu einem Gerichtsprozess. Igor Girkin wurde im vergangenen November von dem niederländischen Gericht, zusammen mit zwei weiteren Beteiligten, wegen des Kriegsverbrechens verurteilt. Girkin hält sich weiter in Russland auf und veröffentlicht regelmäßig Analysen und Einschätzungen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Laut seinen Einschätzungen macht Russland dabei viele Fehler und führt den Krieg nicht radikal genug.