Twitter-Gespräch gerät zum Fiasko: Hohn und Spott für Präsidentschaftskandidaten Ron DeSantis und Elon Musk
Das war dann ja wohl nichts, was der republikanische Präsidentschaftskandidat und der Twitter-Eigentümer da zum Wahlkampfauftakt abgeliefert haben.

Kübelweise Hohn und Spott ergoss sich über den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Ron DeSantis und den Multimilliardär und zweitreichsten Mann der Welt, Elon Musk: Ihr pompös angekündigtes Online-Gespräch über Twitter, das kurz nach der Bekanntgabe der Kandidatur über Twitter (gehört Musk) geführt wurde, geriet in der Nacht zu Donnerstag zunächst zu einer Aneinanderreihung von technischen Ausfällen.
Eigentlich war DeSantis' Ankündigung für Mitternacht deutscher Zeit geplant – über Twitter, die Plattform, die Ex-Präsident Donald Trump einst exzessiv genutzt hatte und der wieder Präsident werden will.
Doch die Live-Konferenz („Spaces“) brach immer wieder ab, dann dudelte Kaufhaus-Musik, es gab Echos und Pfeifgeräusche. Erst etwa 20 Minuten später wurde die Veranstaltung neu gestartet und DeSantis begann zu sprechen. Schlagartig verbreiteten sich Hashtags wie #DeSaster, #FailureToLaunch (Fehlstart) oder #Crashed.
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Zuhörer flüchteten genervt aus dem Gespräch von DeSantis und Musk
Selbst der konservative US-Sender Fox News bezeichnete DeSantis' Ankündigung als „Desaster auf Twitter“. Die zunächst 600.000 Zuhörer des vom republikanischen Großspender David Sacks moderierten Gesprächs waren immer wieder aus „Spaces“ rausgeflogen, nach einer halben Stunde waren nur noch rund 250.000 dabei.
Musk versuchte noch vergeblich, die Blamage mit einem Witz zu retten, in dem er zu DeSantis sagte: „Sie haben das Internet zum Absturz gebracht.“
US-Präsident Joe Biden schlug sofort zu: Zum Zeitpunkt der Panne veröffentlichte er auf seinem persönlichen Twitter-Profil einen Link zur Spendenseite seiner eigenen Wahlkampagne – und kommentierte diese mit den Worten: „Dieser Link funktioniert.“
Auch Trump ließ sich nicht lumpen. „Anstatt dankbar zu sein, greift DeSantis nun genau den Mann an, der seine Karriere gerettet hat“, hieß es in einem von gleich zwei Videos, die Trump etwa gleichzeitig zu DeSantis' Ankündigung verbreitete. Nicht auf Twitter, sondern auf der von ihm mitbegründeten Online-Plattform „Truth Social“. Es gebe nur einen, der Amerika wieder großartig machen könne - und der heiße Donald Trump.
Der neue Weg führte in eine technische Sackgasse
Normalerweise wählen Präsidentschaftsbewerber für ihre „große Ankündigung“ ein anderes Format, halten Reden vor Anhängern oder veröffentlichen aufwendig produzierte Videos.
Seine Botschaft wurde der Gouverneur des südlichen Bundesstaates Florida trotz des Debakels los: „Ich kandidiere als Präsident, um unser großes amerikanisches Comeback anzuführen“, sagte der 44-Jährige in einem parallel dazu auf seinem eigenen Twitter-Account veröffentlichten Video.

DeSantis gilt als größter parteiinterner Konkurrent Donald Trumps (76). Er möchte als Kandidat der Republikaner ins Weiße Haus einziehen, muss sich dafür aber in Vorwahlen gegen den früheren Präsidenten Trump und andere Bewerber in seiner Partei durchsetzen. Trump hatte bereits im November angekündigt, ins Rennen für die Präsidentschaftswahl 2024 einzusteigen.
Ähnlich wie sein Kontrahent Trump wirft DeSantis der Regierung von US-Präsident Joe Biden vor, das Land in den Niedergang zu führen. „Unsere Grenze ist eine Katastrophe. Das Verbrechen hat unsere Städte heimgesucht. Die Regierung erschwert es den Familien, über die Runden zu kommen, und der Präsident pfuscht herum“, sagt der Gouverneur in seinem Bewerbungsvideo.
Jede Menge Eigenlob des neuen Kandidaten
In Florida aber habe man bewiesen, dass ein anderes Amerika möglich sei. „Wir haben uns für Fakten statt für Angst entschieden, für Bildung statt für Indoktrination, für Recht und Ordnung statt für Aufruhr und Unordnung.“ In der Corona-Pandemie, „als die Freiheit auf dem Spiel stand“, habe man sie verteidigt.
Die New York Times prüfte während des Twitter-Gesprächs die Behauptungen DeSantis' und stellte fest, dass sie teilweise halbwahr, übertrieben oder irreführend waren.
DeSantis („Trump mit Hirn“) gehört wie sein einstiger Förderer Trump zum rechten Flügel der Partei und teilt ähnliche Hardliner-Positionen.
Stramm rechts, aber weniger wirr als Trump
Allerdings macht er weniger durch Skandale, Kontrollverlust und politisches Chaos von sich reden. Für jene in der Partei und an der Basis, die genug haben von Trumps Eskapaden, aber einen Kandidaten mit Trumpschen Inhalten wollen, gilt DeSantis als echte Alternative. Dennoch liegt er in Umfragen unter Anhängern der Republikaner hinter Trump.
DeSantis ist seit Anfang 2019 Gouverneur von Florida. Im November 2022 wurde er mit einem deutlichen Ergebnis im Amt bestätigt. Das stärkte seine Position.
Der Republikaner ist in Florida vor allem mit einer stramm rechten Politik aufgefallen. Unter ihm wurden Gesetze verabschiedet oder auf den Weg gebracht, die Minderheiten diskriminieren, die akademische Freiheit an Universitäten beschneiden und mit Lehrverboten in das öffentliche Bildungswesen eingreifen.
Außerdem agitierte er gegen Forderungen für schärfere Waffengesetze und gegen staatliche Vorschriften zum Infektionsschutz während der Corona-Pandemie.
Einstiger Elite-Student greift die Elite an
Der dreifache Vater DeSantis hat eine geradlinige Karriere hinter sich. Er besuchte die Elite-Unis Yale und Harvard, war bei der Navy und während der US-Militäroperation im Irak im Einsatz. Später wurde er als Abgeordneter ins US-Parlament gewählt, wo er sich unter anderem gegen strengere Klimaschutzgesetze engagierte.
Obwohl er selbst der US-Elite angehört, pöbelt er gerne gegen die politische Elite der USA.
Die Republikaner küren ihren Kandidaten in einer parteiinternen Vorwahl. Dem TV-Sender NBC zufolge will der Gouverneur kommende Woche eine Tour durch Bundesstaaten beginnen, die für die Vorwahlen besonders wichtig sind.

Gewählt wird am 5. November 2024
Die Präsidentschaftswahl steht am 5. November 2024 an. Bei den Republikanern wird ein breites Bewerberfeld erwartet. Neben Trump und DeSantis hat bislang unter anderem die frühere amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley ihre Ambitionen offiziell gemacht
Bei den Demokraten bewirbt sich Joe Biden (80) um eine Wiederwahl. Er dürfte parteiintern kaum ernstzunehmende Konkurrenz im Wahlkampf bekommen.