Türkei lässt Kurden in Syrien und Irak bombardieren
Kurden dementieren, für das Attentat verantwortlich zu sein. Mutmaßliche Bombenlegerin sei keine Kurdin, der Anschlag eine türkische Inszenierung.

Eine Woche nach einem Anschlag in Istanbul (6 Tote) hat die Türkei kurdische Kämpfer in Nordsyrien und im Irak bombardiert. Beide Regionen würden „als Stützpunkte von Terroristen genutzt“, erklärte das türkische Verteidigungsministerium am Sonntag.
Die Türkei beruft sich den Angaben zufolge auf ihr in der UN-Charta verankertes Recht zur Selbstverteidigung. Es gehe bei dem Einsatz darum, „Terroranschläge aus dem Nordirak und Syrien zu unterbinden, die Grenzsicherheit zu gewährleisten und den Terrorismus an seinem Ursprung zu beseitigen“, erklärte das Ministerum.
Angriffe gegen Stützpunkte der Kurden in Syrien und Irak
Die Angriffe richteten sich den Angaben zufolge gegen Stützpunkte der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und Einheiten der YPG, die Ankara als den syrischen Ableger der PKK betrachtet.
Die Türkei hatte Anfang der Woche eine angebliche PKK-Anhängerin aus Syrien für einen Anschlag in Istanbul verantwortlich gemacht. Demnach soll sie ihre Anweisungen in Kobane im Kurdengebiet im Nordosten Syriens erhalten haben. Sowohl die bewaffnete PKK-Organisation als auch ihr politischer Flügel und das von kurdischen YPG-Einheiten angeführte Militärbündnis SDF wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück.
Festgenommene Frau soll keine Kurdin sein, sagen die Kurden
Es sind auch große Zweifel daran aufgekommen, dass die keine zehn Stunden nach dem Anschlag als Täterin festgenommene Syrerin tatsächlich Kurdin ist. Die in den Niederlanden ansässige kurdische Nachrichtenagentur ANF, die der PKK nahestehen soll, berichtete: In Kobane ist sie unbekannt.
Der Exekutivrat des Kurdischen Nationalkongresses hält den Anschlag für eine Inszenierung der Türken, um einen Vorwand für die Angriffe zu liefern. Dass das Attentat Präsident Recep Tayyip Erdogan bei den Präsidentschaftswahlen 2023 helfen könnte, war schon kurz nach der Tat breit diskutiert worden.
Nach ANF-Angaben haben die türkischen Angriffe allein in Nordsyrien 26 Menschenleben gefordert. Unter anderem seien auch 14 syrische Soldaten getötet worden.