Ein LNG-Shuttle-Tanker vor der Küste Rügens – Inselbewohner wehren sich gegen den geplanten Bau von Terminals für Flüssigerdgas.
Ein LNG-Shuttle-Tanker vor der Küste Rügens – Inselbewohner wehren sich gegen den geplanten Bau von Terminals für Flüssigerdgas. Stefan Sauer/dpa

Anwohner und Hoteliers protestieren lautstark, auch die Landesregierung ist gegen das Projekt – aber trotzdem starteten östlich von Rügen erste Arbeiten für den geplanten Bau von zwei weiteren Terminals für Flüssigerdgas (LNG) etwa fünf Kilometer vor dem Badeort Sellin. Dabei handele es sich aber  „lediglich um Erkundungsarbeiten“, versuchte ein Sprecher des Energiekonzerns RWE (Essen) am Sonntag zu beschwichtigen. Diese seien vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee genehmigt worden. „Es ist üblich, dass bei Offshore-Projekten vorlaufend eine sorgfältige Prüfung der Bodenbeschaffenheit und des Untergrunds erfolgt. Dies umfasst auch die Prüfung auf möglicherweise noch im Boden liegende alte Weltkriegsmunition“, so RWE weiter.

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Bund plant Flüssiggasterminals fünf Kilometer vor dem Badeort Sellin

Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) war die Offshore-Arbeitsplattform JB119 am Samstag vor Sellin eingetroffen. Zudem sei der Schwimmbagger Swarog in den Küstengewässern aktiv, der schon mehrfach bei der Munitionssuche zum Einsatz gekommen sei. Die DUH hatte daraufhin beim zuständigen Bergamt Stralsund Widerspruch gegen die Arbeiten eingelegt.

Nach bisherigen Plänen des Bundes sollen in der Ostsee vor Sellin zwei schwimmende Flüssiggasterminals installiert werden. Das mit Tankschiffen angelieferte Flüssigerdgas soll dort wieder in Gas umgewandelt und per Pipeline, die noch durch den Greifswalder Bodden verlegt werden soll, nach Lubmin auf dem Festland transportiert werden. Lubmin als früherer Anlandepunkt für russisches Erdgas aus der Ostseepipeline Nord Stream 1 ist bereits an das europäische Verteilnetz angebunden. Dort betreibt die Deutsche Regas seit Mitte Januar bereits ein LNG-Terminal.

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Das Umweltministerium in Schwerin zeigte sich vom Beginn der Arbeiten von RWE überrascht. Denn laut Ministerium sollten mit Rücksicht auf die Laichzeit alle Arbeiten in dem Küstengebiet, das als Kinderstube des Herings gilt, bis Mai unterbleiben. Zudem dringt das Land beim Bund darauf, die bisherigen Pläne für Rügen aufzugeben. Nach anfänglicher Unterstützung lehnt die rot-rote Landesregierung in Schwerin das Projekt inzwischen ab, aufgeschreckt auch durch vehementen Widerstand auf Rügen.

In einer Umfrage hatte auch knapp die Hälfte der Bundesbürger den Bau solcher Anlagen direkt vor Rügens Küste abgelehnt.

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Proteste in Binz auf Rügen gegen die LNG-Terminals auf der Ostsee.
Proteste in Binz auf Rügen gegen die LNG-Terminals auf der Ostsee. imago/arguseye

Erst am Freitag hatte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ihre Kritik untermauert und Alternativen gefordert. Auch müsse der Bund zunächst die Frage klären, ob zusätzliche Terminals vor Rügen überhaupt noch erforderlich seien. Umweltverbände verneinen dies. Und auch eine vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln (EWI) kommt zum Schluss, dass nicht alle geplanten Terminals tatsächlich für die Energiesicherheit nötig sind.

Mithilfe schwimmender LNG-Terminals in Nord- und Ostsee will die Bundesregierung den Ausfall russischer Gaslieferungen im Zuge des Ukraine-Kriegs kompensieren. Das erste Terminal war bei Wilhelmshaven (Niedersachsen) in Betrieb gegangen, ein weiteres, privat finanziertes bei Lubmin in Vorpommern.