Fußball-Millionär Mesut Özil half mit

Trotz aller Probleme: Türken wählen Erdogan wieder zum Präsidenten

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan siegt in der Stichwahl. Überdurchschnittlich viele Türken stimmen in Deutschland für ihn.

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Anhängerinnen Erdogans bejubeln am Kreuzberger Mariannenplatz seinen Wahlsieg.
Anhängerinnen Erdogans bejubeln am Kreuzberger Mariannenplatz seinen Wahlsieg.dts/imago

Mehr als 40 Prozent Inflation und Verarmung, weitgehendes Versagen nach dem schweren Erdbeben im Südosten, abgeschaffte Pressefreiheit, Kriminalisierung der Opposition, willfährige Justiz. Und dennoch haben die Türken Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wiedergewählt. In der Stichwahl gegen Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu siegte Erdogan mit 52 zu 48 Prozent, kann weitere fünf Jahre regieren.

Unterstützung hatte er mal wieder vom früheren deutschen Fußball-Nationalspieler Mesut Özil bekommen, der nach der Wahl auf Instagram ein „Gott sei Dank“ und ein Foto mit Erdogan postete.

Zwei-Drittel-Mehrheit der Türken in Deutschland für Erdogan

Bei den Türken, die sich in Deutschland an der Wahl beteiligten, holte Erdogan sogar über 67 Prozent, es gab Jubel-Korsos nach Bekanntgabe der Ergebnisse. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, türkischstämmig, war nicht amüsiert über diesen Jubel. Wer in Deutschland für Erdogan gestimmt habe, spüre die Folgen nicht. Özdemir twitterte: „Darüber wird zu reden sein!“ 

Der Bundeskanzler war diplomatischer. Olaf Scholz (SPD) gratulierte Erdogan zum Wahlsieg und würdigte die Zusammenarbeit. „Deutschland und die Türkei sind enge Partner und Alliierte - auch gesellschaftlich und wirtschaftlich sind wir stark miteinander verbunden. Nun wollen wir unsere gemeinsamen Themen mit frischem Elan vorantreiben.“

Winke, winke: Erdogan mit Gattin Ermine grüßen ihre Anhänger vom Präsidentenpalast in Ankara aus.
Winke, winke: Erdogan mit Gattin Ermine grüßen ihre Anhänger vom Präsidentenpalast in Ankara aus.Adem Altan/AFP

Glückwünsche und Forderungen an Erdogan

Glückwünsche kamen auch von Präsident Wolodymyr Selenskyj aus der Ukraine, die von der Türkei mit Waffen beliefert wird, von US-Präsident Joe Biden, Russlands Wladimir Putin und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verkündete: „Ich freue mich, unsere Arbeit zusammen fortzusetzen und den Nato-Gipfel im Juli vorzubereiten.“ Dahinter steckt die Hoffnung, dass die Türkei bis dahin dem Beitritt Schwedens in das Verteidigungsbündnis zustimmt.

Das erwartet auch Manfred Weber (CSU), der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament. Er verband das in einem Interview aber mit einer Forderung: Der Beitritts-Prozess der Türkei müsse beendet werden. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass eine enge Partnerschaft wichtig ist, eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU allerdings niemand mehr will – weder die Türkei noch die EU.“