In der Zeit des Tankrabatts traten die deutschen Autofahrer auf die Tube.
In der Zeit des Tankrabatts traten die deutschen Autofahrer auf die Tube. dpa/Bodo Marks

Die dreimonatige Steuersenkung für Treibstoff von Juni bis August hat den Sparwillen der deutschen Autofahrer gebrochen. Mit dem Start  im Juni hat nach Branchendaten die Nachfrage nach Benzin deutlich zugenommen. Die Inlandsablieferungen an Tankstellen und andere Empfänger stiegen zu dem Zeitpunkt im Vergleich zu den Vormonaten kräftig an, wie eine Auswertung der amtlichen Mineralöldaten zeigt.

Höherer Verbrauch als 2019, vor Corona

Mit 1,58 Millionen Tonnen übertrafen sie sogar den Vor-Corona-Wert von Juni 2019 um knapp 42.000 Tonnen. Im Frühjahr hatten die Inlandsablieferungen bei Benzin deutlich unter den Vor-Corona-Werten gelegen, im Schnitt bei 1,34 Millionen Tonnen pro Monat.

In dieser Zeit hatten die Spritpreise durch den Krieg in der Ukraine bisher nie gekannte Höhen erreicht. Ein Zusammenhang zur gesunkenen Nachfrage im Frühjahr ist zwar nicht zwingend nachweisbar, wenn auch naheliegend. Dementsprechend dürfte die vorübergehende Senkung der Spritsteuer um 35,2 Cent bei Benzin – und damit sinkende Preise  – nun umgekehrt für einen Nachfrageschub gesorgt haben.

Bei Diesel fiel der Lieferungsanstieg zu den Vormonaten deutlich geringer aus, wie die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) veröffentlichten Daten zeigen. Hier war die Steuerentlastung mit 16,7 Cent aber auch geringer.

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Wie sich der Spritpreis zusammensetzt

Der ADAC hatte im März zwei Vergleichsrechnungen aufgemacht, einmal für Super E10, einmal für Diesel.
Bei einem Preis von 2,10 Euro für den Liter Super E10 kamen 1,111 Euro bei den Energieunternehmen, um bei den Raffinerien einzukaufen, den Treibstoff zu transportieren und Gewinn zu machen. Au0erdem sind darin noch rund 0,084 Euro CO2-Abgabe enthalten. Der Staat nahm sich von den 2,10 Euro weitere 0,335 Euro Mehrwert- und 0,654 Euro Energiesteuer.
Bei einem Dieselpreis von 2,08 Euro nahm der Staat 0,332 Euro Mehrwert- und 0,47 Euro Energiesteuer ein. Von den 1,278 Euro, die übrig blieben, flossen noch 0.095 Euro CO2-Abgabe an den Staat.

Allerdings dürfte auch ein Nebeneffekt der Steuersenkung zum starken Anstieg im Juni geführt haben. Da die Steuer nicht beim Verkauf des Benzins an der Tankstelle sondern bei seiner Lieferung anfällt, war es für Tankstellen rentabel, nicht mehr Ende Mai sondern erst Anfang Juni ihre Vorräte aufzufüllen. Und auch Autofahrer warteten mit dem Tanken auf die niedrigeren Juni-Preise.

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Grafik: dpa. Quelle: BAFA

ADAC: Anreiz sank, spritsparend unterwegs zu sein

Entsprechend hatte es im Mai mit 1,29 Millionen Tonnen Benzin die niedrigsten Inlandsablieferungen der Vormonate gegeben. Als alleinige Erklärung für das Plus im Juni ist dieses Minus allerdings bei weitem zu klein.

„Es liegt nahe, dass der ‚Tankrabatt‘ zu einer höheren Nachfrage geführt hat“, sagte auch der ADAC-Kraftstoffmarkt-Experte Christian Laberer. „Es ist ja auch psychologisch ein großer Unterschied, ob ich 2,10 oder 1,75 Euro für einen Liter zahlen muss. Damit sinkt der Anreiz, besonders spritsparend unterwegs zu sein.“

Diesel und Benzin so teuer wie in keinem EU-Nachbarland

Das dürfte sich mittlerweile geändert haben: Zum Stichtag 5. September war Treibstoff in Deutschland teurer als bei allen unmittelbar angrenzenden EU-Ländern. Das Statistische Bundesamt ermittelte Tagesdurchschnittspreise von 2,07 Euro für einen Liter Super E5 und 2,16 Euro für einen Liter Diesel.

Nur in Dänemark (2,04 Euro) und den Niederlanden (2,01 Euro) war Superbenzin ähnlich teuer wie in Deutschland. Am günstigsten konnten die Autobesitzer im Nachbarland Polen tanken mit 1,38 Euro für Super und 1,61 Euro für Diesel.

Insgesamt sind die Kraftstoffpreise laut Bundesamt weiterhin höher als vor Beginn des Kriegs in der Ukraine. So hatte am 21. Februar 2022 ein Liter E5 noch 1,80 Euro und Diesel 1,66 Euro pro Liter gekostet. Besonders deutlich fällt der Preisanstieg damit beim Diesel-Kraftstoff aus. Am teuersten war der Sprit im März.