US-Präsident Joe Biden bei einem Besuch des Halbleiterhersteller Wolfspeed Inc. Bidens Regierung fördert Investitionen im eigenen Land.
US-Präsident Joe Biden bei einem Besuch des Halbleiterhersteller Wolfspeed Inc. Bidens Regierung fördert Investitionen im eigenen Land. Carolyn Caster/AP

Deutsche Unternehmen wollen mehr im Ausland investieren. Das geht auch zu Lasten des Standortes Deutschland. Gegenwärtig locken vor allem die USA, zeigt eine Firmenbefragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Das Land hat ein milliardenschweres Subventionsprogramm aufgelegt. Gleichzeitig zahlen Industrieunternehmen in Deutschland im weltweiten Vergleich die höchsten Strompreise.  Grüne und SPD streben deshalb eine Senkung des Industriestrompreises an. 

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Nach der DIHK-Auswertung zieht neben Standortfaktoren wie den günstigeren Energiepreisen auch der von der US-Regierung aufgesetzte „Inflation Reduction Act“ zusätzliche deutsche Investitionen in den USA an. Denn von diesem Subventionsprogramm kann aber nur profitieren, wer für seine Waren US-Produkte verwendet oder selbst in den USA produziert.

Zurückhaltung in Deutschland, Zuwachs in den USA

17 Prozent der deutschen Unternehmen hätten angegeben, ihre US-Investitionen auszuweiten – was auch zulasten des hiesigen Standorts gehe. Während sich die Industrieunternehmen in Deutschland eher zurückhielten, wollten sie in den USA und auch in Kanada und Mexiko ihr Engagement ausweiten.

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DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sagte, angesichts des enormen Nachholbedarfs insbesondere aufgrund der Corona-Krise und des Inflationsschocks sei dies eine eigentlich überfällige Entwicklung. „Bemerkenswert ist, dass die Investitionsdynamik der deutschen Unternehmen weltweit insgesamt deutlich höher ist als im Inland und dass sie in Nordamerika besonders stark ist.“

Seit dem Herbst 2022 ist die Investitionslust deutscher Firmen im Ausland gewachsen

Insgesamt wollen im Ausland aktive deutsche Unternehmen laut DIHK ihre Investitionen an den jeweiligen Standorten in den nächsten zwölf Monaten stärker erhöhen als noch im vergangenen Herbst geplant. Laut der Befragung von weltweit insgesamt 5100 Niederlassungen deutscher Firmen planen nun 36 Prozent der Unternehmen höhere Investitionen im Ausland und nur noch 17 Prozent eine Kürzung der entsprechenden Budgets.

Die Subventionspolitik der USA kann Deutschland nicht beeinflussen, aber bei den Strompreisen tätig werden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte dem RNB, in der Wirtschaft werde intensiv über einen Industriestrompreis geredet. „Und ich denke, dass wir das machen müssen.“

Die Industrie hat einen hohen Strombedarf. Und zahlt in Deutschland dafür weltweit die höchsten Preise. Federico Gambarini/dpa
Die Industrie hat einen hohen Strombedarf. Und zahlt in Deutschland dafür weltweit die höchsten Preise. Federico Gambarini/dpa Federico Gambarini/dpa

Habeck fürchtet den Verlust zukunftsträchtiger Industrie durch hohen Strompreis

Habeck argumentierte, man verliere zwar Geld, wenn man die Preise deckle. „Aber wenn wir sie nicht deckeln, verlieren wir möglicherweise die Industrien der Zukunft.“ Wichtige Technologien sollten nach seinen Worten nicht nur aus China oder den USA kommen. 

SPD-Chef Lars Klingbeil plädierte in der FAS dafür, die Vergünstigungen schnell auf den Weg zu bringen. „Manche Leute reden vom Jahr 2030. Es geht aber um die nächsten zwölf Monate.“

Klingbeil schlug vor, die Hilfe für die Industrie aus dem Wirtschafts- und Stabilisierungsfonds zu finanzieren. „In der Krise haben wir richtigerweise beschlossen, 200 Milliarden Euro für die Gas- und Strompreisbremse bereitzustellen. Das soll den Privathaushalten helfen, aber eben auch den Unternehmen.“ Die Idee sei von Anfang gewesen, Bürger, aber auch die Arbeitsplätze in der Industrie sicher durch die Krise zu bringen.

Lindner fragt nach Kosten und den Folgen für den Wettbewerb

Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner sieht diese Ideen skeptisch. Er fragte in einem WiWo-Interview, was diese Subvention kosten solle. Außerdem sei unklar, wer sie bekommen solle: „Was macht das für den Wettbewerb zwischen Industrie und Mittelständlern, die keinen Industriepreis bekommen?“