Bundeskanzleramt : Stunk um das teure Berliner Versailles
Wird das ein Schloss? Bau für 395 Mitarbeiter des Kanzleramts soll locker 600 Millionen Euro kosten.

Berlin - Wir haben es ja. Geht man nach den Kosten für den geplanten Erweiterungsbau für das Kanzleramt, wird der Bund für 395 Beschäftigte so etwas wie das Schloss Versailles errichten. Die Linken-Abgeordnete Gesine Lötzsch kritisiert: „Uns wurde ein bescheidener Zweckbau versprochen und jetzt bekommen wir ein Schloss mit Hubschrauberlandeplatz und fünfgeschossige Wintergärten.“ Die Bundesregierung habe „jedes Maß verloren“.
Laut Prognose des Innenministeriums steigt der Preis von 485 Millionen auf 601 Millionen Euro – fast 19.000 Euro für jeden Quadratmeter Nutzfläche. Das steht in einem Bericht des Bundesrechnungshofs an den Haushaltsausschuss. Als Grund werden unter anderem steigende Baukosten bis zur voraussichtlichen Fertigstellung 2028 genannt. Ginge es nach dem Rechnungshof, könnten Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe erzielt werden. Doch die Vorschläge lehnt das Kanzleramt bisher weitgehend ab.
Der Rechnungshof bemängelt, dass das Kanzleramt das Projekt 2019 der Öffentlichkeit als „nüchternen, auf Funktionalität ausgerichteten Zweckbau“ vorgestellt habe.
Der Erweiterungsbau nach Plänen der Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank, die bereits das Kanzleramt entworfen hatten, soll ein 22 Meter hohes, bogenförmigen Gebäudes sein, das die Gestalt des jetzigen Kanzlerparks am gegenüberliegenden Spreeufer übernimmt.

Der Rechnungshof kritisiert, dass sich die Büros im Erweiterungsbau so wie im bestehenden Kanzleramt um Wintergärten gruppieren sollen: „Sie sollten wegfallen.“ Das würde mindestens 14 Millionen Euro sparen.
Kritik äußert der Rechnungshof am zehn Millionen Euro teuren Hubschrauberlandeplatz, dessen Plattform wie ein Teller über die Außenkante des Neubaus hinausragen soll.
Der Rechnungshof beanstandet zudem den Bau einer 2,8 Millionen Euro teuren Kita, die für zwölf bis 15 Kinder der Kanzleramtsbeschäftigten geplant wird, mit „bis zu dreifach höheren Baukosten als üblich“, wenn die Kita mit dem Erweiterungsbau selbst errichtet werde.

Kritik meldet der Rechnungshof am Bau einer zweiten Brücke an, die das bisherige Gebäude mit dem Erweiterungsbau jenseits der Spree verbinden soll. Er empfiehlt, auf das 18 Millionen Euro teure Bauwerk zu verzichten.
Immerhin: Aufgegriffen wird die Empfehlung des Rechnungshofs, auf die Verglasung eines 160 Meter langen Verbindungsweges im Freien zu verzichten, der 2,5 Millionen Euro kosten sollte.