Keine schlaue Wahl

Studie beweist: AfD-Wähler leiden am meisten unter AfD-Politik

Verrückt: Ein Fünftel der Wähler unterstützt derzeit die Politik einer Partei, die dem eigenen Wohlergehen und den eigenen Interessen zuwiderläuft.

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DIW-Studie zeigt: AfD-Wähler schaden sich vor allem selbst.
DIW-Studie zeigt: AfD-Wähler schaden sich vor allem selbst.Norbert Fellechner/Imago

Laut aktuellen Umfragen würden 20 Prozent oder mehr der Befragten bei einer Bundestagswahl aktuell ihr Kreuz bei der AfD machen. Eine Studie hat das Programm der Partei mit den Bedürfnissen ihrer Unterstützer verglichen. Die Ergebnisse sind absurd.

Die Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt nämlich eindeutig: Die Hauptleidtragenden der AfD-Politik wären ihre eigenen Wählerinnen und Wähler!

DIW-Studie: „Bemerkenswertes Paradox“

Für die Untersuchung wurden die Positionen der Partei gemäß Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl 2021 mit den Anliegen der Partei-Unterstützer verglichen. Das Resultat sei ein „bemerkenswertes Paradox, heißt es beim DIW. Denn genau diejenigen, die die Politik der AfD unterstützen, würden unter dem Programm der Partei in fast allen politischen Bereichen leiden. Das betrifft Wirtschaft und Steuern genauso wie den Umgang mit Klimaschutz und Globalisierung, die soziale Absicherung ebenso wie die Haltung zur Demokratie.

Die DIW-Analyse stellt fest, dass die AfD für eine „extrem neoliberale Wirtschafts- und Finanzpolitik“ stehe. Die Rolle des Marktes soll gestärkt, der Einfluss des Staates beschnitten werden. Mehr als jede andere Partei plädiert die AfD für starke Einschnitte in der Sozialpolitik. Auf der anderen Seite stehe aber der Fakt, dass AfD-Wähler oft eine „geringere soziale Teilhabe“ besitzen. Ihr Einkommen und ihre Bildung seien eher gering bis mittelhoch, konstatiert DIW-Präsident Marcel Fratzscher vom DIW auf X (früher Twitter).

Profitieren würden Wähler anderer Parteien

Somit stelle das DIW fest: „Würde sich die AfD-Politik durchsetzen, käme es zu einer Umverteilung von Einkommen und sozialen Leistungen von AfD-Wähler*innen hin zu den Wähler*innen anderer Parteien.“

Fratzscher verweist darauf, dass sich die AfD in der Gesellschaftspolitik von allen anderen Parteien im Bundestag am stärksten unterscheide, dass sie Rechte und Freiheiten vor allem für Minderheiten beschneiden wolle. Als einzige Partei will sie außerdem die Europäische Union (EU) abschaffen oder zumindest massiv beschneiden.

„Wie kann es sein, dass ein Fünftel der Bürger*innen die Politik einer Partei unterstützt, die stark dem eigenen Wohlergehen und den eigenen Interessen zuwiderläuft?“, fragt Fratzscher selbst auf X. Laut der Studie liegt dem zum einen eine falsche Selbsteinschätzung vieler AfD-Anhänger als auch zum anderen eine Fehleinschätzung der gesellschaftlichen Realität zu Grunde.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher.Bernd von Jutrczenka/dpa

Viele AfD-Wähler realisieren die Folgen nicht

Ein Kernproblem sei, dass viele der AfD-Wähler gar nicht realisieren, dass sie selbst stark negativ die Folgen einer „Politik der Diskriminierung und Ausgrenzung“ zu spüren bekämen: „So wären vor allem AfD-Wähler*innen von Arbeitsplatzverlusten, einer schlechteren Infrastruktur und weniger Leistungen, einer Schwächung der Europäischen Union oder Steuersenkungen für Spitzenverdiener*innen stark negativ betroffen“, heißt es in der Studie.

Am Ende lässt sich die die falsche Einschätzung der AfD-Unterstützer laut DIW folgendermaßen zusammenfassen: „Nicht wenige AfD-Wähler*innen sind überzeugt, dass eine Rückabwicklung der Globalisierung, ein erstarkender Nationalismus sowie eine neoliberale Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik ihnen persönlich bessere Arbeitsplätze, mehr Sicherheit und bessere Chancen verschaffen würden. Dabei würde genau das Gegenteil passieren.“