Energie-Hammer! Strompreise werden zum Jahreswechsel mehr als verdoppelt
Zum Jahresbeginn wälzen viele Anbieter die gestiegenen Großhandelspreise auf die Verbraucher ab.

Die Energiekrise treibt die Gas-Kosten in schwindelerregende Höhen und auch Stromkunden in ganz Deutschland droht ein gewaltiger Preisschock: Zum Jahresbeginn wollen immer mehr Versorger die gestiegenen Großhandelspreise auf die Verbraucher abwälzen. Die Folge: Mancherorts werden die Strompreise mehr als verdoppelt.
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In viele Haushalte sind bereits Preiserhöhungen ihrer Stromversorger geflattert – mit teils drastischen Anhebungen. So verlangt etwa das Kölner Unternehmen Rheinenergie ab Januar in der Grundversorgung pro Kilowattstunde mehr als doppelt so viel wie bisher: Rund 55 Cent werden dort künftig fällig, knapp 130 Prozent mehr als zuvor.
Rheinenergie ist kein Einzelfall: „Das neue Jahr beginnt mit einer massiven Preiserhöhungswelle beim Strom“, sagt der Energieexperte des Vergleichsportals Verivox, Thorsten Storck. Grundversorger müssten nun die höheren Marktpreise nach und nach an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben. „Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise an den Strombörsen um mehr als 300 Prozent gestiegen, in der Spitze hatten sie sich mehr als verzehnfacht. Zusätzlich steigen auch die Netzentgelte“, begründet Rheinenergie den Preissprung.
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Auch für viele Berliner wird Strom deutlich teurer. Die Berliner Stadtwerke verlangen ab Januar 52,9 Cent pro Kilowattstunde Strom. Vattenfall langt ebenfalls kräftig zu und erhöht zum Februar 2023 die Preise in der Grundversorgung von 33,12 Cent pro Kilowattstunde auf 41,41 Cent. Ein durchschnittlicher Berliner Haushalt mit einem Jahresverbrauch von rund 2200 Kilowattstunden zahlt dann etwa 17 Euro mehr im Monat. Das entspreche einer Steigerung von 25 Prozent, so Vattenfall. Den Grundpreis erhöht das Unternehmen von 7,49 Euro auf 9,50 Euro.
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Zuletzt hatte Vattenfall die Preise zum Oktober erhöht. Das Unternehmen verweist auf hohe Kosten, etwa die zum Januar steigenden Entgelte für die Nutzung des landeseigenen Berliner Stromnetzes.
Als eine Hauptursache für die gestiegenen Strompreise gilt der extrem gestiegene Gaspreis infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Im Börsengroßhandel bestimmt die inzwischen teure Stromerzeugung durch Gaskraftwerke oft den Strompreis für alle anderen Erzeugungsarten.
Millionen Haushalte von bundesweiten Preiserhöhungen betroffen
Dem Vergleichsportal Check24 sind schon mehr als 580 Fälle von Strompreiserhöhungen in der Grundversorgung zum Jahreswechsel bekannt geworden. „Davon sind rund 7,3 Millionen Haushalte betroffen“, berichtet das Unternehmen. Die Erhöhungen betrügen im Schnitt 60,5 Prozent. Verivox kommt wegen einer anderen Datengrundlage auf ein durchschnittliches Plus von 54 Prozent.
Die Preiserhöhungen fallen dabei bundesweit sehr unterschiedlich aus. So erhöhen beispielsweise die Stadtwerke in Potsdam (Brandenburg) die Preise um rund 21 Prozent auf 46,5 Cent je Kilowattstunde. Bei MVV Energie in Mannheim (Baden-Württemberg) sind in der Grundversorgung ab Januar knapp 45 Cent fällig – statt bisher 27 Cent. Der ostdeutsche Energieversorger EnviaM (Chemnitz, Sachsen) verlangt künftig 48,1 Cent, 20,1 Cent mehr als bisher. Neben Köln fällt auch in München die Erhöhung saftig aus: In der Grundversorgung der Stadtwerke kostet die Kilowattstunde ab Neujahr 61,9 Cent. Bisher waren es 25 Cent.
„Die Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel fallen teils drastisch aus“, sagt auch der Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Udo Sieverding. „Leider sind die Neukundentarife über die Vermittlungsportale noch höher, sodass ein Anbieterwechsel in den meisten Tarifgebieten keine Ersparnis bringt.“ Dies dürfte sich erst im Laufe der nächsten Monate ändern. Kunden in der Grundversorgung hätten momentan daher keine Wahl.
Für manche Stromkunden ist Grundversorgung günstiger
„Kunden außerhalb der Grundversorgung sollten bei Preiserhöhungen sogar in Erwägung ziehen, vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen und sich in die Grundversorgung fallen zu lassen“, rät der Verbraucherschützer. Der Grundversorgungstarif galt früher als eher teurer Tarif. Mancherorts liegt er schon jetzt unterhalb von Sondertarifen anderer Anbieter.
Die Belastungen durch die hohen Strompreise soll die Strompreisbremse dämpfen. Dabei soll bei Haushalten und kleineren Unternehmen für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs der Preis gedeckelt werden, und zwar auf 40 Cent je Kilowattstunde. Die Versorger sollen die Strompreisbremse ab März in den Abschlägen berücksichtigen. Rückwirkend soll die Bremse dann auch für Januar und Februar gelten. Viele Details müssen aber noch geklärt werden, bevor das entsprechende Gesetz verabschiedet werden kann.
Experten befürchten Missbrauch der Strompreisbremse durch Versorger
Verbraucherschützer Sieverding befürchtet auch Missbrauch. „Wir schließen nicht aus, dass das ein oder andere Unternehmen die Preisbremsen auch nutzt, um mehr zu erhöhen als unbedingt nötig.“ Zwar gebe es das Missbrauchsverbot im Gesetzesentwurf. „Aber wer soll das ernsthaft überprüfen? Und außerdem konnten die Anbieter ja nun schon zum Januar erhöhen, bevor das Gesetz in Kraft tritt.“