Schiffe warten auf Entladung
Streit um höhere Hafenarbeiter-Löhne, die mit der Inflation Schritt halten
Gewerkschaft fordert bis zu 14 Prozent mehr, seit sieben Runden wird ergebnislos verhandelt

Alle Schiffe liegen still, wenn dein starker Arm es will: Im Tarifkonflikt in den Nordseehäfen beharrt die Gewerkschaft Verdi angesichts der hohen Inflation auf einer Sicherung der Reallöhne für alle Beschäftigten. Bis zum 28. August sind zwar weitere Warnstreiks wie zuletzt in der vorletzten Woche untersagt, aber der wirkt noch nach. Der Konflikt dürfte auch für Tarifverhandlungen in anderen Branchen von Bedeutung werden.
Streik vor allem für bessere Bezahlung der unteren Lohngruppen
Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth: „Ein Inflationsausgleich ist wichtig für alle Kollegen, insbesondere für die niedrigeren Lohngruppen, wo das einfach nochmal einen deutlichen Unterschied macht, wenn sie für die Energie jetzt 38 Prozent mehr zahlen müssen oder knapp 13 Prozent für Nahrungsmittel.“

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Verdi und Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) konnten in bislang sieben Verhandlungsrunden keinen neuen Tarifvertrag für die rund 12.000 Beschäftigten abschließen. Begleitet waren die Verhandlungen von drei Warnstreiks, mit denen Verdi zuletzt die Abfertigung von Schiffen für 48 Stunden lahmgelegt hatte. Für Mittwoch sowie den 10. und 22. August wurden neue Gesprächstermine vereinbart. Bis dahin sind nach einem Vergleich weitere Warnstreiks ausgeschlossen.
Es geht darum, den Tarifvertrag vor Ablauf der Laufzeit kündigen zu können, oder eine Anpassungsklausel einzubauen, falls sich die Teuerungswelle fortsetzt. Denn die Arbeitgeber wollen eine lange Laufzeit von 24 Monaten. „Wo es hakt ist tatsächlich, wie schaffen wir, das beides zueinander zu bringen“, sagte Schwiegershausen-Güth.
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Den Vorwurf der Arbeitgeberseite, sich einem Kompromiss zu verschließen, will sie nicht stehen lassen. „Tarifverträge sind immer Kompromisse. Auch wir wollen einen Abschluss.“ Einen externen Schlichter hinzuzuziehen, wie von Arbeitgeberseite und zuletzt auch aus der Politik gefordert, schließt Schwiegershausen-Güth weiter aus. „Vielleicht wird das Thema Schlichtung irgendwann noch mal spruchreif.“
Die Gewerkschaft hatte anfangs nach Verdi-Angaben Lohnerhöhungen von bis zu 14 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert. Die Arbeitgeber bieten 12,5 Prozent für Mitarbeiter der Containerbetriebe und 9,6 Prozent für konventionelle Umschlagbetriebe. Für „Beschäftigungssicherungsbetriebe“ in wirtschaftlichen Schwierigkeiten will der Arbeitgeberverband ein Plus von 5,5 Prozent.
Der 48-stündige Hafenarbeiterstreik in der vorletzten Woche hatte für einen Containerschiff-Stau in der Nordsee geführt. Zeitweise warteten erstmals seit Beginn seiner Datenerhebung 2016 mehr als 20 Schiffe auf die Einfahrt in einen deutschen Hafen, meldete das Kiel Institut für Wirtschaftsforschung. Hört sich wenig an, aber auf jedem dieser Schiffe stapeln sich mehrere tausend Container, sodass vergangene Woche in der Nordsee mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität festsaß.
Streik verschärft das Problem des stockenden Welthandels
„Zwar ist die Situation nicht ausschließlich auf die Streiks zurückzuführen“, sagte der IfW-Ökonom Vincent Stamer. „Sowohl Streiks als auch Kapazitätsengpässe an den Häfen haben die Situation aber verschärft.“ Für die deutsche Wirtschaft bedeute das kurzfristig weitere Lieferverzögerungen und mittelfristig höhere Importpreise.
Seit Beginn der Coronapandemie 2020 haben Lockdowns vor allem in chinesischen und amerikanischen Häfen die Fahrpläne im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen durcheinandergewirbelt, der 90 Prozent des Welthandels bewältigt.
Damit sind auch die Abläufe aus dem Tritt geraten. Beispielsweise gibt es in den Häfen kaum Container-Stellplätze, weil Boxen, die sonst binnen kurzer Zeit weitertransportiert werden, zwischengelagert werden müssen.