Streik um jeden Preis – muss das wirklich sein?
Arbeitskämpfe drohen im ganzen Land: Auch wenn sie uns nerven, sind Lohnerhöhungen gerade in Zeiten hoher Kosten wichtig.

Deutschland befindet sich im Streikmodus. Vor allem in der Hauptstadt, die nun in der zweiten Woche in Folge von Arbeitskämpfen betroffen ist. Die angekündigten Aktionen auf dem Flughafen BER und in Kliniken – sie sind ein Teil eines Vorspiels für den Superstreik, der uns Ende März im ganzen Land droht.
Streiken um jeden Preis: Viele Berliner haben gerade wenig Verständnis dafür, wenn wegen Arbeitskämpfe ihr Urlaubsflug oder, was noch viel schlimmer ist, ihr OP-Termin kurzfristig abgesagt wird. Allein der Warnstreik bei der BSR sorgte für großen Unmut, weil die Abfalltonnen in der Stadt überquollen, da die Gewerkschaft die Müllabfuhr nicht wie geplant an zwei Tagen sondern sogar eine Woche lang lahmlegte. Gerade hier zeigte sich, dass Verdi bei den Aktionen für 10,5 Prozent mehr Lohn im öffentlichen Dienst ihre Macht gnadenlos ausspielen kann.
Und das dies zum Erfolg führt, haben wir gerade bei der Post gesehen. Da reichte die Ankündigung eines unbefristeten Streiks völlig aus und schon gaben die Arbeitgeber nach. Treffen wird es am Ende allerdings den normalen Bürger. Der darf dann höhere Gebühren als Ausgleich für die Lohnerhöhungen zahlen!
Auf der anderen Seite sind die Streiks um jeden Preis richtig und notwendig. Schon als Warnsignal an die Arbeitgeber, die seit Jahren den Lohn ihrer Mitarbeiter nicht erhöht haben, aber von der Leistung ihrer Beschäftigten gerade in der schweren Corona-Zeit profitierten. Und damit sind nicht nur die Kliniken gemeint, deren Mitarbeiter gerade zurecht mehr Geld für ihren Job fordern.
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Regelmäßige Lohnerhöhung als Zeichen der Anerkennung: Darüber sollten einige Arbeitgeber mal genau nachdenken – gerade angesichts der aktuellen Inflation und der steigenden Energiekosten, die uns alle hart treffen. Bleibt die Einsicht aus, wird Deutschland aus dem Streikmodus nicht zu schnell herauskommen.