Strafzinsen für Erspartes bei 300 Banken – ist Ihre auch dabei?
Immer mehr Kreditinstitute brummen Sparern bei größeren Summen Strafzinsen auf. Das Geld wird weniger statt mehr. In den ersten Monaten 2021 hat sich der Trend beschleunigt.

In der Corona-Pandemie legen viele Menschen Geld auf die hohe Kante, doch immer häufiger werden größere Summen zum Minusgeschäft. Inzwischen verlangen 300 Banken und Sparkassen vor allem für Tagesgeld ein sogenanntes Verwahrentgelt von meist 0,5 Prozent, wie aus Daten des Vergleichsportals Verivox hervorgeht. Allein in den ersten 100 Tagen des laufenden Jahres führten demnach mehr als 100 Geldhäuser Strafzinsen ein (Stand: 9. April).
Strafzinsen bis 1 Prozent hoch
Die von Verivox aufgelisteten Negativzinsen liegen zwischen 0,3 bis sogar 1 Prozent bei der PSD-Bank Rhein-Ruhr. Unter den Kreditinstituten sind auch die Postbank (0,5 Prozent), 1822direkt (0,5 Prozent), die Berliner Volksbank (0,5 Prozent), die Brandenburger Bank (0,5 Prozent), die Sparda-Bank Berlin (0,5), die PSD-Bank Berlin-Brandenburg (0,5 Prozent) sowie die Deutsche Bank (0,5 Prozent). Die komplette Liste von Verivox finden sie hier.
„Aktuell kommen nahezu täglich weitere Banken hinzu“, berichtete Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox-Finanzvergleich GmbH. Nach seiner Einschätzung hat Corona den Trend beschleunigt. „In der Pandemie legen viele Verbraucher ihr Geld lieber aufs Konto, statt es auszugeben. Für Banken ist das ein Problem, denn sie zahlen selbst Strafzinsen auf überschüssige Einlagen“, sagte Maier.
Banken müssen für hohe Sparguthaben zahlen
„Je mehr Spargelder sie annehmen müssen, desto größer wird der Druck auf die Kreditinstitute, diese Kosten an ihre Kunden weiterzugeben.“ Geschäftsbanken müssen aktuell 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken.
Die Sparquote in Deutschland war im vergangenem Jahr auf das Rekordhoch von 16,3 Prozent gestiegen. Von 100 Euro verfügbarem Einkommen legten die Haushalte somit im Schnitt gut 16 Euro auf die hohe Kante.
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Lange Zeit verlangten Banken vor allem bei großen Summen ab 100.000 Euro Strafzinsen. Inzwischen erheben Verivox zufolge mindestens 95 Institute Negativzinsen schon ab einem Gesamtguthaben von 50.000 Euro oder weniger. Andere schließen eine Verringerung des Grenzwertes nicht aus.
Negativzinsen müssen explizit mit Kunden vereinbart sein
„An die breite Privatkundschaft werden wir keine Negativzinsen weitergeben. Aber die Frage ist, wo das Ende der Breite ist“, sagte die Privatkunden-Vorständin der Commerzbank, Sabine Schmittroth, jüngst dem Handelsblatt. „Daher werden wir uns die Höhe der Freibeträge immer wieder anschauen.“ Aktuell liegt sie bei 100.000 Euro.
Verbraucherschützern zufolge sind Negativzinsen bei Bestands- und Neukunden nur zulässig, wenn das Verwahrentgelt explizit mit ihnen vereinbart wurde. Es reiche nicht, lediglich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zu ändern.
Verivox wertet die im Internet veröffentlichten Preisaushänge von etwa 1300 Banken und Sparkassen aus. Überwiegend gelten Strafzinsen für Tagesgeld, teilweise werden sie aber auch für Giro- und Verrechnungskonten erhoben.
Daneben berechnen Verivox zufolge 18 Geldhäuser eine Gebühr für das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto. Dadurch entstünden faktisch Negativzinsen. „Das Geld auf dem Konto wird weniger, auch wenn die Bank nominal 0,00 oder 0,01 Prozent Zinsen ausweist.“