Kleinanleger hatten den Aktienkurs des Videospielhändlers Gamestop in astronomische Höhen katapultiert.
Kleinanleger hatten den Aktienkurs des Videospielhändlers Gamestop in astronomische Höhen katapultiert. Foto: AP/John Minchillo

Es ist der Kampf David gegen Goliath – ausgetragen an der Börse. Im Kräftemessen mit großen Hedgefonds ließ eine Armee von Kleinanlegern über Online-Broker Apps wie Robinhood den Kurs der Aktien des Videospielhändlers Gamestop in die Höhe schnellen, damit Großanleger, die auf einen Verfall der Aktie gewettet hatten, Milliarden verlieren.

Doch daraufhin beschränkten plötzlich Online-Broker den Handel mit Gamestop-Aktien zugunsten der mächtigen Hedgefonds – was jetzt sogar die US-Justiz auf den Plan ruft.

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Der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton forderte Informationen von Aktienhändlern wie Robinhood an, um herauszufinden, ob bei den Beschränkungen des Handels alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

Der Zickzackkurs der Gamestop-Aktie samt Handelssperre rief auch die US-Börsenaufsicht auf den Plan.
Der Zickzackkurs der Gamestop-Aktie samt Handelssperre rief auch die US-Börsenaufsicht auf den Plan. Foto: Imago/ZUMA Wire

Es gebe anscheinend Absprachen von Hedgefonds mit Handelsplattformen und Webservern zur Abwehr von Bedrohungen ihrer Marktdominanz, mutmaßt Paxton. Die Unternehmen der Wall Street dürften aber nicht zu ihrem eigenen Vorteil den öffentlichen Zugang zum freien Markt beschränken. Paxton: „Es stinkt nach Korruption.“

Börsenaufsicht ermittelt

Einige Hedgefonds hatten durch die konzertierten Kauf-Kampagnen der Hobby-Spekulanten bei ihren Wetten gegen Gamestop extrem hohe Verluste erlitten, deshalb gibt es den Verdacht, dass die Handelsplattformen ihnen den Rücken freihalten.

Robinhood und Co. streiten dies ab, doch die Empörung ist nicht nur bei der Anleger-Community groß, sondern auch in der Politik. Auch New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James will ermitteln, ebenso die US-Börsenaufsicht SEC.

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Und auch in Deutschland regt sich schwere Kritik an den Händlern. „Dass Broker den Handel mit der Aktie aussetzen, ist der Super-GAU. In einer solch intensiven Situation entziehen sie den Anlegern die Grundlage, frei agieren zu können“, sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Gefahr auch für europäische Börsen

Der grüne EU-Politiker Sven Giegold sieht ein Risiko auch für die Börsen in der EU. Große Wetten auf fallende Kurse gebe es derzeit auch auf europäische Unternehmen wie Varta oder Evotec, warnt Giegold.

Die Kleinanleger im Fall GameStop wollen keinesfalls klein beigeben und sich gegen die Übermacht der Hedgefonds und Händler zur Wehr setzen – mehr als 20.000 von ihnen haben sich einer Sammelklage gegen Robinhood anschlossen.