Großverdiener haben immer seltener Überprüfungen durch den Fiskus zu befürchten.
Großverdiener haben immer seltener Überprüfungen durch den Fiskus zu befürchten. Foto: dpa/Sebastian Willnow

Wer in Deutschland mehr als 500.000 Euro pro Jahr verdient, wird offenbar immer seltener von den Finanzbehörden kontrolliert. Das berichtet die Rheinische Post unter Berufung auf eine Kleine Anfrage der Linke-Fraktion im Bundestag. Danach sank die Zahl der Betriebsprüfungen durch die deutschen Finanzämter bei Steuerzahlern mit sehr hohen Einkünften deutlich von 1628 im Jahr 2009 auf aktuell nur noch 909 im Jahr 2020 – das entspricht einem Minus von fast 56 Prozent.

Steuerprüfung bei Reichen zu aufwendig

Damit entgingen vor allem jene Bürger einer genaueren Prüfung, deren Steuererklärungen wegen des hohen Einkommens und Vermögens besonders komplex sind und für die sich Steuervermeidungstricks besonders lohnen dürften.

Wegen der Corona-Pandemie hätten die Finanzbehörden die Einsätze ihrer Mitarbeiter reduziert und teils auf Kurzarbeit umgestellt, begründet die Bundesregierung in ihrem Papier den Rückgang. Vor allem im Jahr 2020 hätten die zuständigen Länder zum Schutz der Beschäftigten der Steuerverwaltung als auch der Steuerzahler häufigere Kontakte vermieden. Das habe Einfluss auf die Prüfungen 2020 gehabt.

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Allerdings hatte sich die Zahl der Steuerprüfungen bei reichen Bürgern bereits vor der Pandemie stark reduziert: Sie sank um fast 30 Prozent gegenüber 2009 auf 1150 im Jahr 2018.

Der Bundesrechnungshof hatte deshalb bereits vor Jahren gefordert, die Kontrolle von Reichen und Superreichen nicht zu vernachlässigen. Steuerliche Nachprüfungen in dieser Gruppe könnten zu durchschnittlichen Mehreinnahmen von 130.000 Euro führen.

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„Die Zahl der Millionäre – beim Einkommen, nicht beim Vermögen – nimmt immer weiter zu. Der Anteil der Prüfungen bei den Reichsten nimmt immer weiter ab. 2009 betrug die Prüfquote bei bedeutenden Einkünften noch 15 Prozent und nahm seither auf sechs Prozent immer weiter ab“, sagte Linke-Fraktionsvize Fabio de Masi gegenüber der Rheinischen Post.

„Während der Mittelstand in der Corona-Krise ums Überleben kämpft und beim Handwerker jeder Kassenbon umgedreht wird, werden die Superreichen geschont. Das ist ein Gerechtigkeits-Fiasko“, kritisierte der Finanz-Sprecher der Linken.