2017 war die gewaltige Staumauer in Äthiopien noch nicht fertig.
2017 war die gewaltige Staumauer in Äthiopien noch nicht fertig. Foto: dpa/Gioia Forster

 Wie kostbar Wasser ist, hat Deutschland in den vergangenen beiden Dürre-Sommern erlebt. In manchen Weltgegenden führt der Wasser-Bedarf für Landwirtschaft und Stromerzeugung sogar zu Konflikten zwischen Staaten und Bevölkerungsgruppen - sei es am Jordan zwischen Israel und den Palästinensern, wegen eines türkischen Euphrat-Staudamms mit dem Irak, und aktuell zwischen Ägypten und Äthiopien, das in Kürze einen Staudamm am Blauen Nil befüllen will. Hier tönt schon Kriegsgeschrei aus Ägypten.

Der Blaue Nil ist ein Quellfluss des Nils, im Schnitt fließen 52.600 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich nordwärts.  Äthiopien will es nutzen, um im „Grand Ethiopian Renaissance Dam“ jährlich bis zu 6450 Megawatt Strom zu erzeugen. Für das Land ist Strom der Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung, nicht einmal jeder zweite der 110 Millionen Äthiopier ist an eine Elektrizitäts-Versorgung angeschlossen.

Ein ägyptischer Bauer versorgt seinen Acker mit Nil-Wasser.
Ein ägyptischer Bauer versorgt seinen Acker mit Nil-Wasser. Foto: imago images / Friedrich Stark

Doch für Ägypten flussabwärts ist der seit 2011 gebaute, 4,6 Milliarden Dollar teure Staudamm eine  Bedrohung: Wird der Damm schnell gefüllt, wird in Ägypten das Wasser knapp. Der Wüstenstaat deckt seinen Bedarf zu 97 Prozent aus dem Fluss, die Landwirtschaft in den fruchtbaren Uferstreifen wäre gefährdet. Ägyptens Außenminister Samih Schukri hatte es so gesagt: „Für Ägypten ist die Nil-Frage eine Frage über Leben und Tod.“

Diplomaten unter Druck

Jahrelange Verhandlungen unter Beteiligung des Sudan zwischen Äthiopien und Ägypten verliefen bislang fruchtlos, die Zeit drängt. Anfang 2020 standen die drei Staaten mithilfe der USA kurz vor einer Einigung, diese zerplatzte aber. Man konnte sich nicht auf eine Mindestmenge Wasser einigen, die Äthiopien durchlassen muss. „Wir werden nächsten Monat beginnen, den Stausee zu füllen, auch wenn es kein Abkommen zwischen den drei Ländern gibt“, sagte Äthiopiens Außenminister Gedu Andargachew, der Ägypten einen Anspruch auf Nilwasser abspricht.

Die Regierung in Kairo will nicht nachgeben und hat den UN-Sicherheitsrat gebeten, in dem Streit zu vermitteln. Eine ernsthafte militärische Konfrontation wegen des Staudamms ist zwar unwahrscheinlich - Drohungen von beiden Seiten gab es aber trotzdem. Der milliardenschwere ägyptische Unternehmer Naguib Sawiris warnte jüngst gar vor einem Wasser-Krieg: „Wir werden nie zulassen, dass ein Land uns aushungert“, schrieb er auf Twitter. „Wenn Äthiopien nicht zur Vernunft kommt, werden wir, das ägyptische Volk, als Erstes zum Krieg aufrufen.“

 

Der umstrittene Staudamm liegt nahe der äthiopisch-sudanesischen Grenze.
Der umstrittene Staudamm liegt nahe der äthiopisch-sudanesischen Grenze. Karte: dpa/Institut für Sicherheitsstudien Afrika

 

 

Der Sudan sitzt in der Auseinandersetzung zwischen den Stühlen. Nach dem Militärputsch 2019 ist das Land  wirtschaftlich schwach und instabil. Die saisonalen Nil-Überschwemmungen werden durch den Damm im Sudan aber reduziert. Der regelmäßige Wasserfluss soll der Landwirtschaft zugute kommen und der Sudan wird günstigen Strom kaufen können.