Statt angekündigtem Abzug: Putin lässt Truppen in Belarus +++ Nato rechnet mit „vollständigem Angriff“ auf die Ukraine +++ immer öfter Gefechte in der Ostukraine
Truppenübungen und eine deutliche Zunahme der Waffenstillstandsverstöße in der Ostukraine schüren die Ängste vor einem bevorstehenden Großangriff Russlands auf die Ukraine.

Der Ukraine-Konflikt spitzt sich täglich weiter zu. Es scheint nicht mehr um die Frage zu gehen, ob es einen Angriff Russlands geben wird, sondern nur noch wann und wo!
Nato erwartet russische Großoffensive
Die Nato erwartet eine umfassende Attacke der russischen Armee auf das Nachbarland. „Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Russland einen vollständigen Angriff auf die Ukraine plant“, sagte der Generalsekretär der Militärallianz, Jens Stoltenberg, am Samstagabend in den ARD-„Tagesthemen“. Auch nach Einschätzung von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat Russland alle Vorbereitungen getroffen, um angreifen zu können. „Wir sind gut beraten, vorbereitet zu sein“, sagte sie im ZDF-„heute journal“.
Statt versprochenem Abzug: Putin lässt russische Truppen in Belarus
Russland hat nach US-Angaben rund 150.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. Angriffspläne streitet Moskau aber ab. Und inmitten der schweren Spannungen will Kremlchef Wladimir Putin nun doch nicht wie angekündigt russische Truppen aus Belarus abziehen. Minsk und Moskau werden weiter gemeinsame Militärübungen abhalten, kündigte der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin am Sonntag die Kehrtwende an.

Russland hatte zuvor zugesichert, seine Soldaten nach dem planmäßigen Ende des Manövers an diesem Sonntag aus Belarus abzuziehen.
Ein massiver russischer Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze sowie das belarussisch-russische Manöver nähren die Furcht vor einem bevorstehenden russischen Großangriff auf die Ukraine. Als Grund für Beibehaltung der Truppenpräsenz wird die „Verschärfung der Situation im Donbass“ angegeben.
Im umkämpften Osten der Ukraine nimmt die Gewalt seit Tagen zu. Die ukrainische Armee und die prorussischen Separatisten in dem Konfliktgebiet warfen sich zuletzt gegenseitig zahlreiche Verstöße gegen die Waffenruhe vor.
Immer öfter Angriffe in der Ostukraine
Die Verstöße gegen den Waffenstillstand in der Ostukraine haben laut der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zuletzt massiv zugenommen. Allein am Freitag gab es nach Angaben der OSZE-Beobachtermission mehr als 1500 solcher Verstöße. Kiew teilte am Samstag mit, dass zwei Soldaten der ukrainischen Armee durch Beschuss von Separatisten getötet worden seien.

Am Samstag ordneten die Separatisten eine „Generalmobilmachung“ an und forderten zugleich Frauen, Kinder und Ältere erneut zur Ausreise nach Russland auf.
Die USA und die Nato warnten zuletzt vor einem sogenannten Angriff Russlands unter falscher Flagge. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Samstag, es gebe Anzeichen dafür, dass „Russland sich darauf vorbereitet, einen Vorwand für einen Angriff auf die Ukraine zu schaffen“. Die zunehmenden Waffenstillstandsverstöße in der Ostukraine, die „falschen Anschuldigungen“ eines „Genozids“ im Donbass und die Evakuierung der von den pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebiete seien „beunruhigende Zeichen“.