Springer-Chef Mathias Döpfner
Springer-Chef Mathias Döpfner Kay Nietfeld/dpa

Mathias Döpfner ist schon öfter mit krassen Aussagen aufgefallen, doch was in einem Artikel der Wochenzeitung „Zeit“ nun enthüllt wurde, dürfte das bisherige toppen. Denn der Chef des Axel-Springer-Konzerns soll in internen Nachrichten heftig gegen Ostdeutsche ausgeteilt haben. „Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig“, so wird er von der „Zeit“ zitiert.

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Inzwischen hat Döpfner Vorurteile gegen Ostdeutsche bestritten. In einer am Donnerstag im Intranet von Springer veröffentlichten Erklärung schreibt Döpfner, er habe „natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands“. Er sei aber seit Jahrzehnten „enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind“. Der Erfolg der AfD beunruhige ihn.

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Der „Zeit“ waren interne Dokumente aus dem Umfeld von Springer zugespielt worden. Sie sollen aus der Führung des Springer-Konzerns stammen. Es sind Textnachrichten und E-Mails, die die „Zeit“ größtenteils zitiert – inklusive Rechtschreibfehler. Ein Teil davon soll an den wegen Sexismus-Vorwürfen geschassten Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt gerichtet gewesen sein.

Döpfner: Ostdeutschland in Produktionszone mit Einheitslohn umwandeln

Über die Ostdeutschen scheint Döpfner schon länger eine schlechte Meinung zu haben. „Meine Mutter hat es schon immer gesagt. Die Ossis werden nie Demokraten“, schrieb Döpfner 2019 laut dem Bericht in einer Nachricht. Stattdessen schlug er demnach vor: „Vielleicht sollte man aus der ehemaligen DDR eine Agra- und Produktions-Zone mit Einheitslohn machen.“

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Wenn Ostdeutsche sich aber gegen die Wahl eines Ministerpräsidenten mit Unterstützung durch Rechtsradikale wie den Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke wählen lassen, hat Döpfner offenbar weniger Bauchschmerzen. So schrieb er, „M“ habe den „Verstand verloren“, als sie im Jahr 2020 öffentlich kritisierte, dass der Thüringer FDP-Mann Thomas Kemmerich sich mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ. „M“ steht laut „Zeit“ für die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Die Wahl des FDP-Mannes Thomas Kemmerich (li.) durch die AfD von Björn Höcke (re.) bereitete dem Springer-Chef offenbar weniger Bauchschmerzen als ein Ministerpräsident der Linken.
Die Wahl des FDP-Mannes Thomas Kemmerich (li.) durch die AfD von Björn Höcke (re.) bereitete dem Springer-Chef offenbar weniger Bauchschmerzen als ein Ministerpräsident der Linken. Bodo Schackow/dpa

Lob für Donald Trump und FDP, Verachtung für Coronamaßnahmen

Auch hat Döpfner offenbar wenig Probleme mit anderen Rechtspopulisten jeder Art. So schlug er laut dem Bericht vor, Donald Trump den Friedensnobelpreis für die gezielte Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani zu verleihen und forderte in einer in einem früheren Leak veröffentlichten Nachricht auf, für einen Wahlsieg Donald Trumps zu „beten“. Döpfner reagierte damals damit, dass diese Nachrichten „Ironie“ oder „bewusste Übertreibung“ seien.

Doch das radikale Weltbild, welches sich aus den veröffentlichten Nachrichten ergibt, dürfte an dieser Behauptung stark kratzen. Denn Döpfner schreibt laut dem Bericht weiter, dass er „sehr für den Klimawandel“ sei und dieser nicht bekämpft werden solle. Auch mit einer Glaubensgruppe hat er es nicht so: „free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“ - „freier Westen, scheiß auf die intoleranten Muslime“.

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Die Coronamaßnahmen empfand Döpfner laut den im Bericht zitierten Nachrichten als „Ende der Marktwirtschaft. Und der Anfang von 33“ – ein kaum verhohlener Hinweis, dass die Schutzmaßnahmen wie die Machtergreifung Adolf Hitlers seien. Und das alles passiere nur für eine „Grippe gefährlich für alte und kranke“.

Als einzige Partei vor der Bundestagswahl 2021 soll dann auch nur die FDP für Döpfner geblieben sein. Die seien „unsere letzte Hoffnung“. Er forderte daraufhin den damaligen Chefredakteur Reichelt auf, die FDP zu stärken. „Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten, dass die platzt. Und dann Jamaika funktioniert.“

Übles Kapitel im Streit zwischen Springer und Ex-Bild-Chef Reichelt?

Die Veröffentlichung der Dokumente dürfte den Streit zwischen dem Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt und dem Springer-Chef Döpfner in eine üble neue Phase bringen. Dabei hatte Döpfner den früheren Bild-Chef einst als letzten und einzigen Journalisten, „der noch mutig gegen den neuen DDR Obrigkeits-Staat aufbegehrt“ bezeichnet. 

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Doch nach Reichelts Rauswurf bei Springer will der nun rechtlich gegen den Verlag vorgehen. Er hat die Vorwürfe gegen ihn stets bestritten. Auch der Springer-Verlag will seinerseits gegen Reichelt klagen.