Kommentar

Sommer nur noch in klimatisierten Räumen?

Der heißeste Juli seit Beginn der Messungen muss ein Weckruf sein.

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Ein Kind kühlt sich bei 38 Grad Celsius an einem Brunnen ab.  Unsere Generation muss sich fragen lassen, ob wir genug für die folgenden getan haben. 
Ein Kind kühlt sich bei 38 Grad Celsius an einem Brunnen ab. Unsere Generation muss sich fragen lassen, ob wir genug für die folgenden getan haben. Gao Jing/XinHua/dpa

Das Jahr 2023 könnte als das bislang heißeste Jahr in den Wetter-Aufzeichnungen eingehen. Der Juli 2023 bricht schon jetzt alle Rekorde. Auch wenn es im Norden Deutschlands in den vergangenen Tagen nass und kühl war, ächzten Menschen im Süden der USA, am Mittelmeer und in Asien unter krassen Hitzewellen. Der globale Temperatur-Durchschnittswert ist so hoch, wie nie zuvor gemessen. 

Seit der Industrialisierung hat sich die Welt um 1,2 Grad erwärmt. Schon bei einer Erhöhung von 2 Grad würden Hitzewellen wie in diesem Jahr alle zwei bis fünf Jahre auftreten. Klar ist, Hitze tötet und Anpassung an eine neue Realität ist teuer und in vielen Gegenden der Welt nur begrenzt möglich. Sommer in Dubai etwa geht nur in klimatisierten Räumen – bald auch in Düsseldorf? 

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Dennoch haben wir es noch immer in der Hand. Was dieser heiße Juli uns nicht nehmen sollte, ist der Wille zu Veränderung, der Optimismus – trotz allem. Das sind wir folgenden Generationen schuldig. Dass die politischen Entscheidungen zögerlich kommen, kann einen da wahnsinnig machen. Auch das weiter so der Privilegierten macht mich ratlos. Wie kann heute einer, der Kinder hat, noch guten Gewissens an einer Mittelmeerkreuzfahrt teilnehmen, während Flüchtlinge dort ertrinken? 

Eigenverantwortlich Tempolimit 100

Ich für meinen Teil setze das Tempo-Limit von 100 km/h auf Autobahnen einfach schon mal ohne Volker Wissing um. Ich fliege nicht mehr, in den Urlaub geht es per Nachtzug. Fleisch kommt immer  seltener auf den Tisch. Das alles tut überhaupt nicht weh. An die großen Stellschrauben in Industrie, Verkehr und Landwirtschaft müssen aber die ran, die gewählt wurden, um dafür zu Sorgen, dass es auch künftigen Generationen möglich ist, auf diesem Planten ein gutes Leben zu führen. 

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Es ist an uns, ob dieser Juli in einigen Jahren als Ausreißer nach oben oder als der Moment einer lange fälligen Trendwende gesehen wird. Ich möchte mir die Hoffnung auf eine Zukunft mit Weniger nicht nehmen lassen. Weniger Ausbeutung der Natur und des globalen Südens, weniger Co2-Emission, weniger Wegwerfkonsum und weniger Stress. Dafür mehr  Lebensqualität in grünen Städten, mehr Artenvielfalt und mehr Leben mit und als Teil der Natur.