Licht an oder Licht aus

Solar-Industrie in Europa – Neustart oder letztes Aufbäumen?

Produktion in China ist inzwischen so groß und billig, dass die Chancen für die verbliebenen Hersteller gering sind.

Teilen
Bei der Firma Solarwatt in Dresden greift sich ein Roboter ein Photovoltaik-Modul. Das Unternehmen verbindet Strom- und Wärmeherstellung mit der Speicherung.
Bei der Firma Solarwatt in Dresden greift sich ein Roboter ein Photovoltaik-Modul. Das Unternehmen verbindet Strom- und Wärmeherstellung mit der Speicherung.Robert Michael/dpa

Es war mal schön mit der deutschen und europäischen Solarindustrie. Bis China in den ersten Jahren des vergangenen Jahrzehnts die Technologie übernahm,  mit Billiglöhnen, Billigkrediten und Subventionen alles ins Grund und Boden konkurrierte. Während Deutschland die Förderung bremste – mehr Sonnenenergie machte wegen der Ökostromumlage Elektrizität zu teuer. Ein jetzt angestrebter Neustart hat wenig Aussicht auf Erfolg. 

Der Kosten- und Größenvorteil insbesondere der chinesischen Hersteller sei mittlerweile so groß, dass der von der EU in Angriff genommene „Green Deal“ nur dann gelinge, wenn die Firmen finanzielle Unterstützung  erhalten. So sagen es Branchenvertreter und hoffen ein bisschen auf den noch vorhandenen Technologievorsprung.

Was noch da ist, könnte dem Ruf der Subventionen in die USA folgen

Denn was noch in Europa sei, könnte in die USA abwandern. Die locken mit Subventionen. „Wenn wir in Europa mithalten wollen, brauchen wir jetzt einen energie- und industriepolitischen Doppelwumms“, argumentiert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft und übernimmt einen Begriff von Kanzler Olaf Scholz (SPD).

„Bei der Herstellung von Solarzellen und Solarmodulen haben die Asiaten einen Skalierungsvorteil erlangt.“ Skalierung bedeutet, dass ein Unternehmen umso günstiger produzieren kann, je mehr es herstellt.

Stephan Kube vom Dresdner Solarunternehmens Heliatek hält in einer Produktionshalle biegsame, organische Solarfolie in den Händen. Mit solchen Produkten hat Europa noch einen Technologievorsprung.
Stephan Kube vom Dresdner Solarunternehmens Heliatek hält in einer Produktionshalle biegsame, organische Solarfolie in den Händen. Mit solchen Produkten hat Europa noch einen Technologievorsprung.Robert Michael/dpa

Derzeit beläuft sich die jährliche Produktionskapazität der europäischen Solarindustrie auf Module mit einer Gesamtleistung von gut acht Gigawatt. Das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme schätzt den tatsächlichen Produktionsanteil der europäischen Hersteller auf nur ein Prozent und den chinesischen auf 75 Prozent.

Ein chinesischer Konzern wächst schneller als europäische Branche

Ziel der EU im Rahmen ihres Green Deals ist es, dass die heimische Solarindustrie 2030 wieder Module mit 30 Gigawatt Leistung herstellt. Doch laut einer Analyse produziert allein der größte chinesische Hersteller Jinko derzeit schon 45 Gigawatt.  Ende 2023 sollen es 90 Gigawatt sein. Der Konzern erhöht seine Kapazität offensichtlich schneller als die gesamte europäische Industrie.

Die Produktionskosten von Solarmodulen werden in Cent pro Watt der elektrischen Leistung angegeben. Die chinesische Solarindustrie liegt nach Angaben aus der Branche bei geschätzt 17 bis 18 US-Cent pro Watt. Chinesisches Ziel für 2025 sind 15 Cent, wie der französische Unternehmer und Solarexperte Gaetan Masson berichtete. „Wenn die Chinesen so etwas sagen, tun sie es auch.“

Sogar wenn ansonsten Kosten etwa für Personal, Energie oder Vorprodukte vergleichbar wären, können Unternehmen wie Jinko allein wegen ihres Größenvorteils günstiger produzieren als kleinere Konkurrenten. „Seit 2011 hat China über 50 Milliarden Dollar in neue Photovoltaik-Lieferkapazitäten investiert – zehnmal mehr als Europa – und 300.000 Produktionsjobs in der solaren Wertschöpfungskette geschaffen“, heißt es in einem Bericht der Internationalen Energie-Agentur.

Doppelt so hohe Kosten in Europa

Die europäischen Kosten sind grob gerechnet etwa doppelt so hoch.  Das liege unter anderem an den Strompreisen. Billigerer Strom alleine würde nach Körnigs Einschätzung aber nicht genügen. Denn die USA bieten außerdem Solarfirmen  große Steuervorteile. Da es in Europa keine vergleichbaren Anreize gibt, ist es für sie derzeit keine Frage, wo Geld besser investiert wäre.

„Wenn nichts getan wird, um die europäischen Modulhersteller zu schützen, wird auch niemand hier investieren“, resümiert Gunter Erfurt, Vorstandschef des Modulherstellers Meyer Burger, der auf dem Sprung in die USA ist.