So machen die Gewinner der Energiekrise Extra-Profit mit der Gas-Umlage!
Nach Handelsblatt-Recherchen sind die wenigsten Unternehmen, die von dem Umlagesystem profitieren sollen, auf staatliche Hilfe angewiesen.

Hunderttausende Gaskunden müssen ab 1. Oktober die staatliche Gas-Umlage zahlen, weil Russland weniger Gas liefert. Mit der Abgabe in Höhe von 2,4 Cent je Kilowattstunde können Gas-Importeure die stark gestiegenen Beschaffungskosten an die Verbraucher weitergeben. Denn sie müssen teures Gas zusätzlich beschaffen, um ihre Liefermengen gegenüber Kunden wie den Stadtwerken einhalten zu können.
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Die Bundesregierung will mit der Gas-Umlage Insolvenzen und einen Zusammenbruch der Energieversorgung verhindern. Aber offenbar profitieren auch Gas-Händler, die eine solche Hilfe überhaupt nicht nötig haben und sogar Milliardengewinne einstreichen!
Die wenigsten Antragsteller sind tatsächlich in finanzieller Not
Insgesamt profitieren elf Unternehmen von der Umlage, wie ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte. Nach Handelsblatt-Recherchen sind die wenigsten der Unternehmen auf staatliche Hilfe angewiesen. Beantragt hat die Umlage allen voran der Gasimporteur Uniper – für den die Regierung ein milliardenschweres Rettungspaket schnürte. Im ersten Halbjahr hat Uniper milliardenschwere Verluste erlitten.
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Die anderen genannten Unternehmen stünden hingegen „ziemlich gut da“, schrieb die Zeitung. So ist auch der laut Experten zweitgrößte deutsche Gasimporteur VNG unter den Antragstellern. Zwar fuhr auch VNG im ersten Halbjahr 2022 Verluste ein, nicht aber der Mutterkonzern EnBW. Im Gegenteil: Der Karlsruher Energieversorger machte von Januar bis Juni einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro!
Warum Unterstützung für hoch profitable Gashändler?
Und selbst EnBW-Chef Frank Mastiaux glaubt auch nicht daran, dass VNG so schlimm in die roten Zahlen rutschen könnte wie Uniper. Das Risiko sei zwar „nicht klein, aber auch nicht existenziell“, so Mastiaux im Handelsblatt. Auch der Oldenburger Regionalversorger EWE, der die Gas-Umlage nutzen will, ist nach ARD-Recherchen profitabel. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdienten die Niedersachsen operativ rund 355 Millionen Euro.
Warum also sollen sie zusätzlich Geld der Gasverbraucher bekommen? Am ärgerlichsten ist, dass auf der Liste auch ausländische Antragsteller stehen, die größtenteils von den Rekordpreisen bei Strom, Öl und Gas erheblich profitieren. Aufgeführt sind laut Branchenkreisen etwa die österreichische OMV, das Schweizer Handelsunternehmen Axpo und der niederländisch-schweizerische Rohstoffhändler Vitol und sein Schweizer Wettbewerber Gunvor, berichtet das Handelsblatt.
Verbraucherschützer warnen vor falscher Hilfe
Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, warnte deshalb davor, die falschen Firmen zu stützen. „Die Bundesregierung hat eindeutig formuliert, dass sie mit der Gasumlage Insolvenzen verhindern will, die Absicherung von Gewinnen auf Kosten der Verbraucher aber ausgeschlossen werden soll“, sagte sie dem Handelsblatt. Es sei dringend geboten, dass denjenigen Unternehmen, „die trotz sprudelnder Gewinne von der Umlage profitieren wollen, keine Unterstützung gewährt wird“.
Tatsächlich gibt es nämlich auch einige Konzerne, die die Gasumlage nicht nutzen wollen. RWE erklärte bereits, der Versorger werde auf das Geld verzichten, das ihm aus der Umlage zustehe. Denn auch bei RWE sprudeln die Gewinne. Im ersten Halbjahr verdiente der Konzern 2,8 Milliarden Euro – über ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch Shell verzichtet auf die Nutzung der Gasumlage.