Machtwechsel in den USA

So läuft Donald Trumps Amtseinführung ab

Hunderttausende Besucher werden in Washington am 20. Januar zur Machtübergabe erwartet –  trotz eisiger Kälte und strengster Sicherheitsvorkehrungen.

Teilen
Mitgliedern der U.S. Marine Band „The President's Own“ während der Probe für die Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident vor dem Kapitol in Washington.
Mitgliedern der U.S. Marine Band „The President's Own“ während der Probe für die Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident vor dem Kapitol in Washington.Pablo Martinez Monsivais/AP/dpa

Washington D.C. ist im Ausnahmezustand. Noch nie waren die Sicherheitsmaßnahmen schärfer als die vor dem Amtseid von Donald Trump. Der innere Ring von Washington zwischen dem Weißen Haus und dem Kapitol ist durch hohe Zäune mit Stacheldraht obendrauf abgeriegelt, in der gesamten Zone patrouilliert eine Armada von gut 10.000 Polizisten, FBI-Agenten, Secret Service und selbst 7800 Soldaten.

Die Angst vor einem Terroranschlag oder einem weiteren Attentat auf den kommenden Präsidenten ist groß. Die Konsequenz: Verkehrschaos. Das musste unser USA-Korrespondent Christian Thiele nach seiner Ankunft in der US-Hauptstadt am eigenen Leib erfahren, weil er per Taxi vom Flughafen nicht in die Nähe des Stadtkerns kam. Stattdessen musste er einen Umweg durch gleich zwei Bundesstaaten - Maryland und Virginia – nehmen, um zu seinem Hotel in Washington D.C. zu kommen.

Seit 1933 wird der „Inauguration Day“ immer am 20. Januar veranstaltet. Nur wenn das Datum auf einen Sonntag fällt, wird auf den nächsten Tag ausgewichen. Dieses Jahr werden bis zu 500.000 Besucher in der Stadt erwartet, obwohl nur 220.000 offizielle Eintrittskarten zum Amtseid am Kapitol, dem Sitz des US-Kongresses, herausgegeben wurden.

Wegen Eiseskälte im Innern des Kapitols

Die Besucher und Gäste werden in diesem Jahr richtig frieren müssen, weil eine arktische Kaltfront am Montag für Temperaturen von minus 12 Grad Celsius (bei gefühlten Temperaturen von minus 20 Grad C) sorgen soll. Deshalb wird die Vereidigungszeremonie um 12 Uhr mittags (18 Uhr unserer Zeit) in diesem Jahr nicht wie vorgesehen auf den Stufen des Kapitols, sondern im Inneren des Senatsgebäudes durchgeführt. Das war das letzte Mal 1985 bei der Vereidigung von Ronald Reagan passiert, als es noch kälter war.

Das heißt auch, dass sich Trumps Vorgänger Joe Biden, Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton mitsamt ihrer First Ladys in das Innere des Kapitols quetschen müssen. Ebenso wie Trumps Tech-Milliardär-Riege um Elon Musk, Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und den TikTok-Boss Shou Chew, die wie der argentinische Präsident Javier Milei und die italienische Premierministerin Giorgia Meloni auf der Ehrentribüne hätten sitzen sollen.

Dass Trump befreundete oder ideologisch nahestehende, ausländische Staatsoberhäuptern für die Zeremonie eingeladen hat, ist ein Traditionsbruch, den es in den letzten zweieinhalb Jahrhunderten so noch nie gab. Normalerweise schicken Staaten hochrangige Diplomaten oder, wie im Fall der chinesischen Regierung, ihren Vizepräsidenten Han nach Washington.

In der Rotunde im Kapitol in Washington wird eine Bühne für die Amtseinführung Donald Trump aufgebaut.
In der Rotunde im Kapitol in Washington wird eine Bühne für die Amtseinführung Donald Trump aufgebaut.Morry Gash/AP/dpa

Abgesehen vom Ort des Amtseids findet der restliche Ablauf nach dem traditionellen Protokoll statt. Trump und Ehefrau Melania werden morgens um 9 Uhr einen Gottesdienst in der historischen St. Johns Kirche am Lafayette Square besuchen. Danach geht es weiter ins Weiße Haus. Dort sind Trump und sein Vize-Präsident J.D. Vance vom scheidenden Präsidenten Joe Biden und First Lady Jill Biden zum Tee und einer offiziellen Einweisung geladen.

Gegen 11 Uhr begleiten die Bidens dann Trump und Vance zum Kapitol. Wo sie von den Klängen der Countrymusik-Stars Carrie Underwood und Lee Greenwood auftreten. Nach der Ankunft der Präsidenten-Kolonne singt der Opern-Sänger Christopher Macchio die amerikanische Nationalhymne „Star Spangled Banner“.

Nach dem Amtseid wird der Atomkoffer übergeben

Um punkt 12 Uhr beginnt in der „Rotunde“ des Kapitols der Hauptakt. Schon wie 2017 wird auch wieder John Roberts, der Oberste Richter des Supreme Court, zuerst den Vizepräsidenten J.D. Vance einschwören, ehe Trump seinen „Oath of Office“-Amtseid ablegt. Sobald er mit „…so wahr mir Gott helfe“ geendet hat, wird hinter den Kulissen der Atom-Koffer übergeben.

Wie bereits George Washington 1789 hält Trump danach seine erste Rede als neuer Präsident der Vereinigten Staaten – die „Inaugural Adress“, ehe er mit First Lady Melania und Vize Vance zu einem vom Kongress veranstalteten „Inauguration“-Lunch chauffiert wird. Danach nimmt Trump noch als neuer Oberbefehlshaber des Heeres von den Stufen des Kapitols die Militärregimenter ab, die auf der Pennsylvania Avenue vorbeimarschieren.

In der darauffolgenden Unterschriftenzeremonie im Weißen Haus, unterschreibt Trump im Oval Office seine ersten Exekutivanordnungen. Angeblich sollen bereits über 100 Dekrete vorbereitet sein. Ám Abend besucht Trump noch den Commander-in-Chief-Ball, den Liberty Inaugural Ball und den Starlight Ball, bei denen er Reden für seine Anhänger halten wird.

Offiziell endet Vereidigungszeremonie eines US-Präsidenten übrigens erst am Dienstagmorgen mit dem nationalen Gebetsgottesdienst. ■