Umsturzpläne weiter als gedacht

Sie wollten Politiker „ausmerzen“ - AfD-Frau führte sie im Bundestag!

Neue Details zeigen, dass Umsturzpläne der Reichsbürger-Verschwörer um Prinz Reuß weit gediehen waren. Polizei sollte mit Ungeimpften besetzt werden.

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Die AfD-Abgeordnete Birgit Malsack-Winkemann soll die gewaltbereiten Reichsbürger zum Ausspähen ins Parlament geschleust haben.
Die AfD-Abgeordnete Birgit Malsack-Winkemann soll die gewaltbereiten Reichsbürger zum Ausspähen ins Parlament geschleust haben.Frederic Kern/Imago

Sie wollten die Bundesregierung stürzen und waren in ihren Planungen wohl noch weiter als bislang gedacht. Die Reichsbürger um Heinrich Prinz Reuß hatten dafür sogar schon den Reichstag ausgekundschaftet! Zu diesem Ergebnis kam der Bundesgerichtshof in einem Beschluss des 3. Strafsenats.

AfD-Abgeordnete schleuste Reichsbürger-Putschisten in den Bundestag

Demnach soll die festgenommende AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann eine kleine Gruppe von Möchtegern-Putschisten in den Reichstag geführt. Im September 2022 hätten diese den Reichstag besucht. Drei Wochen später soll einer der später Verhafteten Videos vom Parlament und den Zugängen gemacht haben.

Die AfD-Abgeordnete Malsack-Winkemann soll zudem Übersichtspläne über die Sitzungswochen an die anderen Umstürzler geschickt haben. Der militärische Arm der Gruppe um den früheren KSK-Soldaten und Oberst der Bundeswehr, Max E. und Fallschirmjäger Peter W. planten das Gebäude des Bundestags zu stürmen.

Die AfD-Abgeordnete Birgit Malsack-Winkemann schleuste die Reichsbürger-Putschisten in das Bundestagsgebäude.
Die AfD-Abgeordnete Birgit Malsack-Winkemann schleuste die Reichsbürger-Putschisten in das Bundestagsgebäude.Olaf Wagner/Imago

Ziellisten mit Politikern, Journalisten und anderen wichtigen Personen

Sie wollten Abgeordnete festnehmen und einsperren, wie aus den Ermittlungen hervorgeht. W. habe dafür bereits Munition und weiteres militärisches Gerät besorgt, so der BGH. Neben Bundestagsabgeordneten hätten auch weitere Politiker, Journalisten und bekannte Personen auf einer Zielliste gestanden. Bis zu 16 bewaffnete Angreifer sollten das Parlament stürmen. Die Ex-Soldaten sollen im Herbst 2021 den Anführer der Reichsbürgertruppe Reuß über die Pläne informiert und dafür 50.000 Euro kassiert haben.

Die AfD-Abgeordnete Malsack-Winkemann war nach einem etwaigen Putsch der Reichsbürger als Justizministerin vorgesehen. Die Umstürzler planten die Parlamente und alle Gerichte und Polizeibehörden zu schließen. Parteien und ihre Stiftungen sowie unabhängige Medien sollten verboten werden.

Regierung sollte „ausgemerzt“ und Polizei über Ungeimpfte neuaufgebaut werden

Der Anführer der Truppe, Heinrich Prinz Reuß, schrieb in einer Nachricht an die AfD-Frau, dass „die ganze Regierung“ in „diese Korruption verwickelt“ sei und sie „ausgemerzt werden“ müsse. Andere Mitglieder der Verschwörergruppe schrieben auch davon die Polizei aufzulösen und einen „Neuaufbau nur über Ungeimpfte“ zu organisieren.

Die verhinderten Putschisten hatten für ihre Aktion bereits eine ganze Reihe von Waffen gehortet. Die Polizei fand 273 Schusswaffen, 259 Hieb- und Stichwaffen sowie mehr als 80.000 Munitionsteile bei Razzien.

Bei einer Razzia wurde der mutmaßliche Anführer der Reichsbürger, Heinrich Prinz Reuß, festgenommen.
Bei einer Razzia wurde der mutmaßliche Anführer der Reichsbürger, Heinrich Prinz Reuß, festgenommen.Boris Roessler/dpa

Riesen-Prozess könnte notwendig werden

Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen 64 Beschuldigte. Mehrere sitzen weiter in Haft. Im Fall von 22 Männern und Frauen liegt der dringende Tatverdacht der Mitgliedschaft oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor. In 20 Fällen kommt der Vorwurf der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens dazu.

Einem Medienbericht zufolge könnten die Ermittlungen gegen das mutmaßliche Reichsbürgernetzwerk am Ende in einen riesigen Prozess münden. Der „Spiegel“ berichtete am Freitag vorab, es gebe Überlegungen, das Verfahren parallel an mehreren Standorten stattfinden zu lassen. Grund dafür sei, dass es so viele Beschuldigte gebe.