Schock-Studie zum 9-Euro-Ticket: Experte spricht von „alarmierenden Daten“
Mehr als zwei Monate nach der Einführung des Billig-Tarifs im öffentlichen Nahverkehr gibt es erste Studien und wissenschaftliche Auswertungen. Und die fallen alles andere als erwartet aus.

Was bringt das 9-Euro-Ticket wirklich? Mehr als zwei Monate nach der Einführung des Billig-Tarifs im öffentlichen Nahverkehr gibt es erste Studien und wissenschaftliche Auswertungen. Und die fallen alles andere als erwartet aus. Ein Experte spricht sogar von „alarmierenden Daten“. Ein Überblick über die Schock-Studie zum 9-Euro-Ticket.
Eins vorweg: „Viele der aktuellen Daten muss man mit Vorsicht genießen“, erklärt der Projektleiter öffentlicher Verkehr des Interessenverbands Agora Verkehrswende, Philipp Kosok. Doch er mahnt auch: „Das, was vorliegt, sind allerdings sehr alarmierende Daten. Es deutet darauf hin, dass mit dem 9-Euro-Ticket mehr Verkehr erzeugt und vor allem kaum verlagert wird.“
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9-Euro-Ticket ist schlecht fürs Klima
Das heißt konkret, dass der Versuch mit dem 9-Euro-Ticket keine positive Klimaschutzwirkung hat. Schlimmer noch: Er hat möglicherweise sogar eine negative, sagte Kosok weiter. „Es deutet sich an, dass wir hier keinen klaren Klimavorteil mit dieser Aktion haben.“
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Denn das Problem ist eindeutig: Zwar kaufen viele Leute das günstige 9-Euro-Ticket. Vor allem diejenigen, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, ihn täglich nutzen, profitieren zumindest hinsichtlich der Kosten auch tatsächlich. In Sachen Komfort müssen sie jedoch zurückstecken, da Züge viel öfter überfüllt und unpünktlich sind.

Wenige lassen Auto wegen 9-Euro-Ticket stehen
Doch: Unter anderem bei Befragungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sowie bei einer Untersuchung im Großraum München war zuletzt herausgekommen, dass lediglich rund drei Prozent der Befragten ihr Auto zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs stehen ließen.
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Denn viele Menschen kauften das 9-Euro-Ticket tatsächlich nur, um es auszuprobieren, wie Forscher um Jan Christian Schlüter von der TU Dresden bei ihren ersten Untersuchungen zur Kaufentscheidung und der Preissensibilität bei möglichen Nachfolgeangeboten herausfanden. Wichtigste Argumente für die Nutzung des 9-Euro-Tickets waren demnach der Preis und die Einfachheit des Angebots. Viele Menschen hatten aber auch angegeben, den ÖPNV ausprobieren zu wollen. Hier werde es spannend sein, ob Nutzer das Ticket auch ein zweites Mal kauften, sagte er.