In wenigen Tagen endet das 9-Euro-Ticket. Eine schnelle Anschlusslösung ist nicht in Sicht.
In wenigen Tagen endet das 9-Euro-Ticket. Eine schnelle Anschlusslösung ist nicht in Sicht. Christian Charisius/dpa

Bald ist Schluss mit dem 9-Euro-Ticket – und es ist völlig offen, wie es danach weitergeht. Die Rufe nach schnellen Anschlusslösungen, um die Bürger zu entlasten, sind laut. Doch ist das überhaupt realistisch? Eher nicht! Denn es gibt mehr als ein Hindernis. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

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Was hat das 9-Euro-Ticket gebracht?

In den Monaten Juni, Juli und August konnte man jeweils für 9 Euro mit dem Regionalverkehr quer durch Deutschland fahren. 52 Millionen 9-Euro-Monatstickets wurden insgesamt verkauft. Eine am Montag in Bremen veröffentlichte Studie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hebt dabei die positiven Effekte für die Umwelt hervor. Zehn Prozent der Fahrten mit dem günstigen Monatsticket hätten eine Autofahrt ersetzt. Dadurch seien rund 1,8 Millionen Tonnen CO₂ eingespart worden. Politiker und Sozialverbände verwiesen derweil auf die positiven sozialen Auswirkungen des Tickets.

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Was sind die Vorteile vom 9-Euro-Ticket, warum nutzen es so viele Menschen?

In einer repräsentativen Umfrage hatten der VDV, die Deutsche Bahn und das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa während des Aktionszeitraumes insgesamt 78.000 Personen befragt. Dabei zeigte sich, dass der günstige Anschaffungspreis für 56 Prozent der Befragten das Hauptargument für den Kauf war. Immerhin 43 Prozent nannten den Verzicht auf Autofahrten als Kaufgrund. Auch die Flexibilität sowie die bundesweite Gültigkeit wurden als wichtige Kaufargumente genannt.

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Wie könnte ein Nachfolgeangebot für das 9-Euro-Ticket aussehen?

Die meisten Politiker sind sich einig: Der Erfolg des 9-Euro-Tickets war so groß, dass es eine Anschlusslösung geben muss. Die Ideen sind vielfältig. Aus der SPD-Fraktion wurde am Montag ein konkreter Vorschlag bekannt. Sie will ein Ticket für 49 Euro monatlich einführen, wie aus einem Beschlussentwurf für die Klausur der Fraktion am Ende der Woche hervorgeht. Dies solle jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern getragen werden, heißt es darin.

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Die Vorsitzende der Linken im Bundestag, Amira Mohamed Ali, forderte derweil eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets bis mindestens Jahresende. Die Caritas schlug ein Jahresticket für 365 Euro beziehungsweise ein Monatsticket für 29 Euro vor. Das Ticket müsse erschwinglich sein, erklärte die Präsidentin des katholischen Wohlfahrtverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa.

Das Problem ist aber, dass sich einer so gar nicht begeistern kann von der Idee, die Bürger weiter zu entlasten: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). „49 Euro ist besser als 9 – aber es bleibt dabei: Im Bundeshaushalt sind keine Mittel eingeplant“, sagte er dem Fernsehsender Welt.

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Am letzten Wochenende, an dem das 9-Euro-Ticket noch gültig war, nutzten vielen Menschen das Angebot noch mal für einen Ausflug.
Am letzten Wochenende, an dem das 9-Euro-Ticket noch gültig war, nutzten vielen Menschen das Angebot noch mal für einen Ausflug. Christoph Soeder/dpa

Woran könnte eine schnelle Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket noch scheitern?

Für die technische Umsetzung einer dauerhaften Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket brauchen die Verkehrsunternehmen aus Sicht ihres Branchenverbands etwa drei Monate. Sollte die Politik also ein neues Angebot zum 1. Januar des kommenden Jahres starten wollen, müssten die politischen Entscheidungsprozesse bis Anfang Oktober abgeschlossen sein, sagte ein Sprecher des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen. Das scheint derzeit höchst unwahrscheinlich.

Einig werden müssten sich bis dahin nicht nur Bund und Länder über die Finanzierung. Auch die sogenannten Tarifgeber, in der Regel die Länder, müssten den neuen Tarif noch genehmigen – ein formaler Prozess, der aber ebenfalls einkalkuliert werden müsse.

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Könnte in Berlin dennoch eine direkte Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket kommen?

Möglich. Wenige Tage nach dem Vorstoß der rot-grün-roten Koalition für eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket beschäftigt sich der Berliner Senat am Dienstag erstmals mit dem Thema. Die Spitzen der Koalition hatten sich am vergangenen Freitag darauf verständigt, nach dem Auslaufen des Bundesweiten 9-Euro-Tickets übergangsweise eine vom Land finanzierte Nachfolgelösung anzubieten. Die Rede ist von einem preiswerten Ticket für die Monate Oktober, November und Dezember, Details sind noch offen. Mindestens im September müssen Pendler und all die anderen, die auf die Öffis angewiesen sind, aber wieder tief in die Tasche greifen.

Die Hoffnung bleibt, dass ab Januar dann doch wieder ein bundesweit einheitliches Ticket gilt, an dessen Finanzierung sich der Bund wie auch die Länder beteiligen.