Hospitalisierungsquote neuer Maßstab
Schluss mit der 50er-Inzidenz als Corona-Gradmesser! Berlin hält an Corona-Ampel fest +++ Das sagen jetzt Mediziner
Die Inzidenzzahlen erreichen in manchen Städten bereits die Marke 200, trotzdem bleiben Ärzte gelassen – mit einer Ausnahme.

Seit Beginn der Pandemie dient die Inzidenz als zentraler Maßstab in der Pandemie. 50 Corona-Infektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen: Ab dieser Schwelle ist die Politik verpflichtet, zu handeln, Maßnahmen zu ergreifen, das öffentliche Leben zu beschränken. Doch in ganz Deutschland liegt die Corona-Inzidenz bereits bei 58, in vielen Ländern darüber. In mehreren Städten NRWs explodieren die Zahlen, in Leverkusen erreicht die Inzidenz bereits mehr als 200! Doch die Politik hat einen neuen Lockdown bereits ausgeschlossen, stattdessen soll die Inzidenz bei der Bewertung der Corona-Lage keine herausragende Rolle mehr spielen.
Berlin will seine Corona-Ampel behalten und weiterentwickeln
Der Berliner Senat sieht in der Inzidenz jedoch weiter einen wichtigen Maßstab, um die Dynamik der Pandemie einzuschätzen. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller will das System der Berliner Corona-Warnampel beibehalten, aber weiterentwickeln. „Die Sieben-Tages-Inzidenz wird dabei weiter eine Rolle spielen, sie ist ein gelernter und wichtiger Richtwert“, sagte der SPD-Politiker nach der Sitzung des Senats am Dienstag. Jedoch werde diese künftig anders gewichtet. „Wir werden nicht mehr ausschließlich diesen Wert zum Maßstab möglicher Maßnahmen machen“, sagte Müller.
Die Zahl der Covid-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, und die Auslastung der Intensivbetten seien zusätzliche wichtige Faktoren. Gegebenenfalls werde auch die Impfquote eine Rolle spielen. Wie das Ampel-System in Zukunft konkret aussehen soll, sagte Müller nicht. Wann eine Ampel Grün oder Gelb zeige und wann sie auf Rot springe, wird laut Müller bei der Senatssitzung in der nächsten Woche vom Senat formuliert. Dafür brauche es zunächst ein entsprechendes Zahlengerüst.
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Intensivmediziner sehen in der aktuellen Krankenhausbelegung „überhaupt kein Problem“
Das begrüßt die Vereinigung der Intensivmediziner. „Wir befürworten den Beschluss von Gesundheitsminister Spahn“, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Er verwies dabei unter anderem auch auf die steigenden Impfquoten.
Die Inzidenz werde trotzdem weiterhin beachtet und bleibe für die Entwicklung im Gesundheitswesen „relevant“, betonte Marx. Es gebe generell einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Neuinfektionen und der Krankenhausbelegung. Derzeit stelle diese aber „überhaupt kein Problem“ dar. Die Lage müsse jedoch täglich beobachtet werden.
Die Bundesregierung will den Inzidenzwert von 50 nach eigenen Angaben aus dem Infektionsschutzgesetz streichen. Bislang dient er als eine zentrale Schwelle für die Einführung von Schutzmaßnahmen und Beschränkungen. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) soll die sogenannte Hospitalisierungsquote als wichtiger neuer Richtwert eingeführt werde. Diese gibt an, wie viele Menschen binnen sieben Tagen in Kliniken eingeliefert werden.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt aktuell wieder stark an. Am Dienstag lag sie bei 58, am Montag waren es 56,4. Binnen 24 Stunden wurden bundesweit laut Robert Koch-Institut (RKI) 5747 Neuinfektionen registrierte. Die Zahl der Todesfälle in diesem Zeitraum lag bei 42. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an.
Hausärzte befürworten geplante Abkehr von Inzidenz
Der Hausärzteverband befürwortet die Pläne der Bundesregierung, die Beschränkungen im öffentlichen Leben nicht mehr allein an die Corona-Inzidenz zu knüpfen. „Die Bewertung des Infektionsgeschehens müsste längst mehr Aspekte als nur die Inzidenz einbeziehen“, sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt der „Rheinischen Post“ (Dienstag). „Die geplante Berücksichtigung der Hospitalisierungsrate ist deshalb ein richtiger erster Schritt, und dafür wurde es auch höchste Zeit.“ Es gehe darum, die Belastung des Gesundheitswesens abzubilden. „Diese ist im Moment moderat, und sie wird vor allem durch Personen verursacht, die nicht geimpft sind.“
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag im ZDF gesagt: „Die 50er-Inzidenz im Gesetz, die hat ausgedient.“ An die Stelle der Inzidenz soll die Rate der Corona-Fälle im Krankenhaus treten. Details der geplanten Neuregelungen blieben zunächst offen. Derzeit schreibt das Infektionsschutzgesetz vor, dass bei Überschreitung eines Schwellenwertes von über 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen umfassende Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind.
Hingegen hatte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach scharfe Kritik an den Plänen der Bundesregierung geübt. „Es wäre zu riskant, wenn wir künftig nur auf einen nachgelagerten Warnwert wie den der Krankenhauseinweisungen schauen“, bekräftigte er in der „Rheinischen Post“. „Alle ungeimpften Menschen, besonders die vielen Millionen Kinder, werden der Durchseuchung ausgesetzt, wenn wir alles laufen lassen.“ Er warnte: „Meine Prognose ist, dass noch vor der Bundestagswahl die Inzidenzwerte so rasant gestiegen sein werden, dass auch die Krankenhausfälle wieder deutlich steigen und die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern sich gegenseitig die Schuld für ein mögliches Versagen geben werden.“
Dagegen meinte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der Plan der Regierung gehe in die richtige Richtung. Für die Beurteilung der Lage sei vor allem die Hospitalisierungsrate auf den Normal- sowie Intensivstationen entscheidend. Wichtig seien auch die Test-Positivrate, die Impfquote und die Altersstruktur der Infizierten.