Als erste Frau im Ministerpräsidentenamt

Update! Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsidentin Heide Simonis ist tot

Sie starb im Alter von 80 Jahren. In den letzten Jahren hatte Heide Simonis zunehmend unter einer Parkinson-Erkrankung gelitten. 

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Die ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD)  ist am Mittwoch im Alter von 80 Jahren gestorben.
Die ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) ist am Mittwoch im Alter von 80 Jahren gestorben.Carsten Rehder/dpa

Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis ist tot. Die SPD-Politikerin starb nach Angaben der SPD-Landesvorsitzenden Serpil Midyatli am Mittwochmorgen wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag zu Hause in Kiel. In den letzten Jahren litt Simonis zunehmend unter einer Parkinson-Erkrankung.

Simonis war am 19. Mai 1993 erste Ministerpräsidentin eines deutschen Bundeslandes geworden. Sie löste Björn Engholm (SPD) ab, der an den Spätfolgen des Barschel-Skandals von 1987 gescheitert war. Zunächst führte Simonis eine SPD-Alleinregierung, von 1996 bis 2005 dann eine rot-grüne Koalition.

Karriere von Heide Simonis endete spektakulär

Ihre politische Karriere endete spektakulär: Bei der Ministerpräsidentenwahl am 17. März 2005 verweigerte ihr ein Abweichler in vier Durchgängen die Stimme; daran scheiterte ihre Wiederwahl im Landtag. Simonis wollte damals nach einer knapp ausgegangenen Landtagswahl mit einer rot-grünen Minderheitsregierung weiterregieren – unterstützt vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW), der Partei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein.

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Nachdem dies scheiterte, übernahm der damalige CDU-Landesvorsitzende Peter Harry Carstensen an der Spitze einer großen Koalition mit der SPD das Ruder in Kiel. 2014 verlieh der damalige Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) Simonis die Ehrenbürgerwürde des Landes.

Die gebürtige Bonnerin Simonis hatte nach dem Studium in Erlangen, Nürnberg und Kiel 1967 in der Förde-Stadt ihr Examen als Diplom-Volkswirtin gemacht. 1969 trat sie in die SPD ein, für die sie 1971 in die Kieler Ratsversammlung gewählt wurde. 1976 rückte Simonis in den Bundestag, wo sie später Fraktionssprecherin im Haushaltsausschuss wurde. 1988 holte Engholm sie als Finanzministerin ins Kieler Kabinett.

Heide Simonis eckte mit pointierten Äußerungen an

Mit oft pointierten Äußerungen zu diversen politischen Themen sorgte Simonis häufig für Aufmerksamkeit in den Medien, eckte damit gelegentlich aber auch bei der eigenen Parteiführung an. Nach ihrem Sturz als Ministerpräsidentin 2005 übernahm Simonis den ehrenamtlichen Vorsitz des Kinderhilfswerks Unicef Deutschland. Anfang 2008 quittierte sie diesen Posten. Am 30. Juni 2014 verlieh Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) Simonis die Ehrenbürgerwürde des Landes Schleswig-Holstein. Sie wurde damit als erste Frau ausgezeichnet. 

Im Jahr 2006 nahm die ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis (hier mit Hendrik Höfken) an der RTL-Tanzshow «Let's Dance» teil. Simonis ist am Mittwoch im Alter von 80 Jahren gestorben. 
Im Jahr 2006 nahm die ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis (hier mit Hendrik Höfken) an der RTL-Tanzshow «Let's Dance» teil. Simonis ist am Mittwoch im Alter von 80 Jahren gestorben. Oliver Berg/dpa

Anlässlich des Todes von Simonis ordnete Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) Halbmastbeflaggung der Dienstgebäude aller Behörden und Dienststellen des Landes am Donnerstag und Freitag an.

Trauer bei vielen Politikern

Politiker und Parteien reagierten mit Trauer und großem Respekt auf die Todesnachricht. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Simonis als ein Vorbild für viele in der Politik. „Mit ihrer durchsetzungsstarken Art überzeugte sie schon als junge Bundestagsabgeordnete - auch mich“, schrieb Scholz auf Twitter.

Der aus Schleswig-Holstein stammende Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte der Deutschen Presse-Agentur, „als erste Ministerpräsidentin hat Heide Simonis Geschichte geschrieben, als Repräsentantin meines Bundeslandes war sie eine Ikone“. Dass Simonis 2005 bei ihrer geplanten Wiederwahl zur Ministerpräsidentin eine Stimme fehlte, sei ein schwerer Schlag für sie gewesen. Dennoch habe er Simonis danach immer als eine starke, charismatische Frau erlebt. „Sie hat nie ihren Humor, ihren Witz und ihre Direktheit verloren.“

Günther würdigt Simonis' Menschlichkeit und Geradlinigkeit

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte, „ich trauere um eine große Politikerin und um eine leidenschaftliche Schleswig-Holsteinerin“. Er sprach der Familie sein tief empfundenes Mitgefühl aus. Heide Simonis habe mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Engagement, ihrer Menschlichkeit und ihrer Geradlinigkeit Schleswig-Holstein noch liebenswerter gemacht.