Eine Reihe von gesetzlichen Krankenkassen setzt ihre Zusatzbeiträge hoch. Das werden Arbeitnehmer am Netto zu spüren bekommen.
Eine Reihe von gesetzlichen Krankenkassen setzt ihre Zusatzbeiträge hoch. Das werden Arbeitnehmer am Netto zu spüren bekommen. Foto: imago images/Enters

Die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen werden 2021 für Arbeitnehmer und Arbeitgeber spürbar steigen. Das hatte sich schon seit Wochen angedeutet, jetzt setzen es die Krankenkassen nach und nach um. Die Ursache für die Kostensteigerung ist nicht nur Corona, auch wenn insbesondere die intensivmedizinischen Behandlungen sehr teuer sind.

Der Verwaltungsrat der AOK Nordost, einer der größten Kassen für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, hat jetzt eine Erhöhung des Zusatzbeitrags um 0,6 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent des Bruttolohns beschlossen. Er muss von Arbeitnehmern und Arbeitgebern getragen werden und soll die Finanzierungs-Lücke schließen, die vom normalen Beitragssatz (14,6 Prozent) nicht gedeckt wird.

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Nach einer Aufstellung der AOK Nordost bedeutet das, dass ein sozialversicherungspflichtig Beschäftigter mit 1000 Euro brutto künftig 80,50 statt 77,50 Euro im Monat zahlen muss. Bei 2000 Euro brutto sind es 161 statt 155 Euro, bei 3000 werden 241,50 statt 232,50 Euro fällig.

Bei der Techniker Krankenkasse steigt der Zusatzbeitrag um 0,5 Prozentpunkte auf 1,2 Prozent. Laut dem Vergleichsportal krankenkassen.de haben weitere Kassen wie die IKK Classic Zuschläge angekündigt. Etliche andere bleiben mit ihren Beiträgen stabil – ob das aber über das Jahr 2021 hinweg zu halten ist, bleibt fraglich.

Die Erhöhungen liegen zum Teil drastisch über den 0,2 Prozentpunkten mehr auf 1,3 Prozent, die der Schätzerkreis beim Bundesamt für Soziale Sicherung im Oktober empfohlen hatte und was vom Bundesgesundheitsministerium im selben Monat gebilligt worden war. Die gesetzlichen Kassen hatten 1,4 Prozent gefordert.

Krankenkassen beklagen Fehlbetrag von 16 Milliarden Euro

Begründet wird die Erhöhung der Beiträge von den Kassen mit den zusätzlichen Ausgaben durch Corona, vor allem aber auch durch gesetzliche Vorgaben, die die Rücklagen schmelzen lassen. So fehlten den gesetzlichen Krankenkassen 2021 insgesamt 16 Milliarden Euro.

Der Bund, der in Person des Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) „dreist“ in die Rücklagen der Versicherten greife, gebe aber nur fünf Milliarden Gegenfinanzierung, beklagt die AOK Nordost.

Die sogenannte Sozialgarantie, dass höchstens 40 Prozent eines Einkommens an Sozialbeiträgen fällig werden, müsste eingehalten werden. Die Mehrkosten des Gesundheitswesens dürften nicht bei den Versicherten abgeladen werden, fordert die AOK Nordost.

Sie bemängelt weiterhin, dass allein sie 2021 rund 172 Millionen Euro aus ihrem 10,77 Milliarden-Haushalt an den bundesweiten Gesundheitsfonds abführen muss, dessen Geld anschließend vom Bund umverteilt wird. Bei der bundesweit tätigen Techniker Krankenkasse sollen es 1,4 Milliarden Euro sein, bei allen Allgemeinen Ortkrankenkassen zusammen über vier Milliarden Euro.