Bei einem Anschlag zerstörten Saboteure die wichtigste Zugverbindung von Russland ins südliche Belarus.
Bei einem Anschlag zerstörten Saboteure die wichtigste Zugverbindung von Russland ins südliche Belarus. twitter/stop the wagons

Gegen den Krieg von Kremlchef Wladimir Putin in der Ukraine sind in Russland offenbar auch Saboteure aktiv. „Ostanowi wagony!“ – auf Deutsch: Stoppt die Waggons! – nennt sich eine Guerilla-Gruppe, die hinter einer Reihe von Sabotage-Anschlägen auf Bahngleise stecken soll.

So traf es am Montag die Eisenbahn in der Nähe des Dorfs Novozybkovo, etwa 15 Kilometer von der russisch-belarussischen Grenze entfernt. Ein Sprengsatz sei auf der wichtigsten Zugverbindung zwischen Russland und dem südlichen Belarus explodiert, teilte der Gouverneur der russischen Region Belgorod mit.

Die russischen Schienenpartisanen haben sich zum Anschlag bekannt, hieß es aus dem britischen Verteidigungsministerium. Auch auf ihrem Telegram-Kanal feierten die Saboteure den erfolgreichen Anschlag: „Die Ergebnisse dieser kleinen Sprengsabotage müssen mit einer vollständigen Neuverlegung der Schienen beseitigt werden. Und das ist großartig.“

Aufrufe zu Bahn-Anschlägen im Internet

Dies ist mindestens der sechste Fall von Sabotage gegen die russische Eisenbahn-Infrastruktur, den die Gruppe seit Juni begangen haben soll. Das russische Militär ist auf das Schienennetz angewiesen, um Panzer und anderes schweres Kampfgerät, Munition und Treibstoff mit Güterwaggons in das Kriegsgebiet zu transportieren. Das wollen die Schienenpartisanen verhindern.

Und es ist für den Kreml kaum möglich, das gesamte Netz, das sich über 33.000 Kilometer erstreckt und größtenteils abgelegene Gebiete durchquert, zu schützen. Im Internet und bei Telegram rufen die Saboteure sogar ganz offen zur aktiven Teilnahme am Widerstand gegen den Krieg auf, in dem etwa Gleise durch die Verlegung von Drähten blockiert werden sollen.

Saboteure legen Zugstrecke mit dem Draht-Trick lahm

„Wenn die zwei Gleise mit einem Draht ‚kurzgeschlossen‘ werden, dann gibt es automatisch das Signal, dass der Weg belegt ist – und die Ampel leuchtet rot“, heißt es in der Handlungsanleitung. „Indem du die Arbeit der Bahn sabotierst, rettest du Leben auf beiden Seiten der Front!“ Im Telegram-Kanal der Bewegung sind etwa auch brennende Relaisstationen zu sehen – mit dem Hinweis, dass auch das helfe, um den Kriegsverkehr lahmzulegen.

Anti-Kriegs-Gruppe macht russische Führung nervös

Die russische Führung werde zunehmend besorgt darüber sein, dass selbst eine kleine Gruppe von Bürgern den Krieg so vehement ablehne, dass sie auf physische Sabotage zurückgreife, steht in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Das Ministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten.