Ein Gläschen, und noch ein Gläschen, und noch eins. Laut Berichten russischer Journalisten wird im Umfeld Putins und im Beamtenapparat zu viel getrunken.
Ein Gläschen, und noch ein Gläschen, und noch eins. Laut Berichten russischer Journalisten wird im Umfeld Putins und im Beamtenapparat zu viel getrunken. dpa/Sören Stache

Er war jung, er hatte einen verantwortungsvollen Posten – und er ist tot. Der führende Manager der „Entwicklungsgesellschaft für den Fernen Osten und die Arktis“ stürzte von einer schnell fahrenden Motoryacht und ertrank. Betrunken wie der Rest der Besatzung, berichteten lokale Medien. Der Fall Iwan Petschorins, der am 10. September mit 39 Jahren sein Ende vor Wladiwostok im Japanischen Meer fand, ist symptomatisch für eine Entwicklung, die  Präsident Wladimir Putin beunruhigen soll: Seine Elite und Beamten saufen.

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Der Leichnam von Iwan Petschorin, der Putin angeblich nahe stand, wurde an der Russki-Insel vor Wladiiwostok an Land gespült.
Der Leichnam von Iwan Petschorin, der Putin angeblich nahe stand, wurde an der Russki-Insel vor Wladiiwostok an Land gespült. Twitter

Alkoholiker im inneren Machtzirkel Putins

Das russische Exil-Nachrichtenportal „Meduza“ hat sich des Themas angenommen.  Laut seiner Quellen, die der Moskauer Präsidialverwaltung nahe stünden, habe Putin in den letzten Monaten begonnen, dem Problem des Alkoholismus besondere Aufmerksamkeit zu schenken, weil inmitten des Krieges in der Ukraine russische Beamte begonnen hätten, deutlich mehr zu trinken. Putin sei besonders besorgt über „bestimmte Leute aus seinem inneren Kreis“, sagten die Quellen.

„Seit Februar bauen die Menschen auf diese Weise ihren Stress ab. Minister, ihre Untergebenen und sogar einige stellvertretende Premierminister, Mitglieder der Präsidialverwaltung und des Sicherheitsrates“ sowie  Gouverneure, habe ein Gesprächspartner mitgeteilt. 

Überforderung durch einen Krieg, auf den sie nicht vorbereitet waren

Das liege nicht an den militärischen Pleiten der letzten Wochen, eher daran, dass sie alle nicht wüssten, wie sie mit den inneren Problemen durch den Krieg umgehen sollen, auf den sie nicht vorbereitet wurden, und an der Erwartung Putins, das sei leicht zu schaffen. 

Wladimir Putin beim Gipfel in Samarkand (Usbekistan). Mit Wasserflasche.
Wladimir Putin beim Gipfel in Samarkand (Usbekistan). Mit Wasserflasche. AP/Pool Sputnik Kremlin/Sergei Bobylev

Schwere Zungen, wirre Sätze: Das fällt bei wichtigen Leuten unangenehm auf

Putin, der selbst Alkohol meidet, sei beunruhigt, weil der Alkoholmissbrauch die Disziplin leiden ließe. Beamte bekämen wichtige Dinge nicht mehr mit, hätten sinnloses Zeug genuschelt, und das falle in der Öffentlichkeit auf.

Entsprechend habe Putin bei Konferenzen mit Gouverneuren – genannt werden die der Regionen Kirow und Wladimir östlich von Moskau – das Gespräch auf Alkoholmissbrauch gebracht, und dessen Bekämpfung angemahnt. „Wir müssen eine neue Kampagne für gesundes Leben starten. Wir müssen nur daran arbeiten – nicht auslagern, nicht als weniger wichtig abtun. Männer trinken und sie werden weiter trinken“, wird Putin zitiert. Zur Verwirrung der Gouverneure, gelten ihre Verwaltungsbereiche nicht als besonders alkoholaffin.

Meduzas Gesprächspartner interpretierten die Hinweise Putins nicht auf die Bevölkerung gemünzt, sondern als Winke, dass in den Regierungsapparaten weniger getrunken werden müsse. Sollte sich nichts ändern, würden die Betroffenen vermutlich gefeuert.