Beerdigung von Slobodan Milošević 2006 in Belgrad. In Moskau soll nun ein Denkmal für den Kriegsverbrecher aufgestellt werden. 
Beerdigung von Slobodan Milošević 2006 in Belgrad. In Moskau soll nun ein Denkmal für den Kriegsverbrecher aufgestellt werden.  Xinhua/Imago

Er hatte zehntausende Menschen auf dem Gewissen, doch für manche Serben ist er ein Held: Slobodan Milošević war Präsident Jugoslawiens bis ihn eine Revolution im Jahr 2000 stürzte. Als solcher war er für Dutzende Kriegsverbrechen serbischer Truppen in Kroatien, Bosnien und dem Kosovo verantwortlich.

Offenbar ist das ein guter Grund für Russland, dem toten Diktator in Moskau ein Denkmal zu errichten. Er sei ein Kämpfer gegen die NATO gewesen, heißt es.

Russland will Denkmal für serbischen Kriegsverbrecher Milošević errichten

Wie die russische Zeitung Moskowskij Komsomolez unter Berufung auf den Politikwissenschaftler Marat Baschirow berichtet, gibt es nun Pläne ein Denkmal für den mutmaßlichen Kriegsverbrecher aufzustellen – mitten in Moskau. Das zwei Meter große Denkmal soll am Europaplatz in der Stadt aufgestellt werden.

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Die in Bronze gegossene Skulptur stammt dabei jedoch nicht aus Serbien, ist aber das Werk des Belgrader Bildhauers Dragan Radenović. Es soll demnächst nach Moskau gebracht werden. In der Heimat des toten Diktators gab es bereits eine Initiative zur Errichtung eines Denkmals für Milošević. Nachdem aber heftiger Protest dagegen entflammt war, kam es nicht dazu.

Verteidiger sehen Kriegsverbrecher als „NATO-Opfer“

Die Freunde des Diktators muckten jedoch immer wieder auf, behaupten Milošević sei in Den Haag ermordet worden. In Russland stoßen die Verschwörungstheorien derweil in Zeiten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und eines eingebildeten Krieges gegen die NATO auf fruchtbaren Boden.

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Milošević sei „das erste Opfer der verbrecherischen NATO“ gewesen. „Wahrscheinlich haben wir die Ereignisse falsch eingeschätzt, als die NATO-Truppen zwischen dem 24. März und dem 10. Juni 1999 Jugoslawien bombardiert haben“, sagte der Politikwissenschaftler Marat Baschirow aus Moskau. Russland hätte Milošević besser verteidigen müssen.

Serbiens Ministerpräsident Zoran Đinđić ließ Milosevic an Den Haag ausliefern. Er wurde bei einem Attentat ermordet.
Serbiens Ministerpräsident Zoran Đinđić ließ Milosevic an Den Haag ausliefern. Er wurde bei einem Attentat ermordet. AP

Für Zehntausende Tote verantwortlich

Im Jahr 2001 ließ die serbische Regierung unter Ministerpräsident Zoran Đinđić Slobodan Milošević festnehmen und lieferte den mutmaßlichen Kriegsverbrecher an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien aus. Đinđić wurde 2003 bei einem Attentat getötet.

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Dabei waren die Beweise gegen Milošević in seinem Prozess in Den Haag erdrückend. Er soll mitverantwortlich für schwere Kriegsverbrechen gewesen sein, darunter das Massaker von Srebrenica an Bosniern, das Massaker von Vukovar an Kroaten, die Vertreibung von 800.000 Kosovaren, 170.000 Kroaten und tausende weiterer Tote. 

Der einzige Grund, warum Milošević nicht verurteilt wurde war, dass er vor dem Urteilsspruch an einem Herzinfarkt starb.