Unklare Lage im Donbass

Russen melden großen Sieg über Ukrainer, eigener Kommandeur widerspricht

Moskau behauptet, Angriff abgewehrt und den Ukrainern schwere Verluste beigebracht zu haben. Russischer Feldkommandeur dementiert die Meldung.

Teilen
Ein ukrainischer Soldat feuert einen Granatwerfer ab.
Ein ukrainischer Soldat feuert einen Granatwerfer ab.Efrem Lukatsky/AP

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine ukrainische Großoffensive im Süden der Region Donezk vereitelt. „Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war“, teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow mit. Der Feind sei mit seiner Mission gescheitert. Aus den eigenen Reihen wurden die Angaben aber dementiert.

Lesen Sie auch: Wenn Sie diese Telefonnummern sehen, gehen Sie bitte nicht ran >>

Die mutmaßliche Offensive habe am Sonntagmorgen an fünf Frontabschnitten begonnen, hieß es aus der russischen Hauptstadt. Die ukrainischen Streitkräfte hätten binnen 24 Stunden mehr als 900 Gefallene verloren. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.

Russischer Kommandeur: Feind „von Erfolg begleitet“

Dafür meldete sich der russische Feldkommandeur Alexander Chodakowski und widersprach den Moskauer Erfolgsmeldungen. Bisher werde der Feind „von Erfolg begleitet“, schrieb Chodakowski am Montag auf seinem Telegram-Kanal. Erstmals seien deutsche Leopard-Panzer „in unserem taktischen Raum“ aufgetaucht.

Seiner Darstellung nach handelt es sich bei den Angriffen westlich von Wuhledar um eine begrenzte taktische Operation der Ukrainer. Zunächst hätten die ukrainischen Truppen den Eindruck erweckt, den Druck auf den Frontabschnitt Welika Nowosilka zu verstärken, wo ihnen Sonntag bereits ein Durchbruch gelungen sei.

Währenddessen sei ein Stoßtrupp fast unbemerkt weiter östlich bei der Ortschaft Nowodonezke vorgedrungen. „Traditionell den Funkverkehr störend, ist es dem Feind gelungen, uns in eine schwierige Lage zu bringen“, schrieb Chodakowski. Die Lage sei im Fluss.

Chodakowski leitete seit 2014 die Brigade „Wostok“ der Separatisten im Donbass-Gebiet. Seine Einheiten wurden nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 in die russische Nationalgarde eingegliedert.

Ukrainisches Militär meldet keine besonderen Vorkommnisse

Der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs vermerkt am Montag keine besonderen Aktivitäten in der Region. Dort hieß es lediglich, dass Wuhledar und die anliegenden Ortschaften von russischer Seite beschossen worden seien.

Die lange erwartete ukrainische Gegenoffensive lässt offenbar auf sich warten. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt wiederholt betont, sein Land sei dafür bereit. Sollte der angebliche Großangriff nicht stattgefunden haben, ist von einem solchen Angriff noch nicht viel zu hören. 

Russland hält aktuell rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets im Osten und Süden besetzt, darunter auch das Gebiet Donezk.

Briten bezeichnen russische Drohnen-Angriffe als erfolglos

Das britische Verteidigungsministerium verbreitete unterdessen in seiner täglichen Kurzlagemeldung, die auf Erkenntnissen des militärischen Geheimdienstes beruht, dass das russische Drohnen-Trommelfeuer auf die Ukraine weitgehend verpuffe. Von den rund 300 Drohnen, die im Mai in die Ukraine geschickt wurden, seien mindestens 270 abgeschossen oder durch Funkstörung vom Ziel abgelenkt worden. Versuche, ukrainische Verbände weit hinter der Front zu treffen, scheiterten an der armseligen Fähigkeit zu zielen.