Putin-Regime gibt Vater 2 Jahre Knast – weil Tochter Antikriegsbild malte
Maria (13) muss nun ins Heim. Dabei hat sie nur ein Bild gegen Russlands Krieg in der Ukraine gemalt.

Ein russischer Vater soll für zwei Jahre in den Knast - weil seine Tochter ein Bild gegen Russlands Krieg in der Ukraine malte. Das Mädchen soll nun von Putins Behörden sogar deswegen ins Heim geschickt werden!
Der alleinerziehende Vater mit dem Namen Alexej Moskaljow (54) ist in der russischen Stadt Jefremow von einem Gericht zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Ihm wird „wiederholte Diskreditierung der russischen Armee“ in Russlands Krieg gegen die Ukraine vorgeworfen.
Tochter malte in Putin-Russland Antikriegsbild – nun musste sie ins Heim
Das angebliche Verbrechen: Seine Tochter Maria hatte kurz nach Kriegsbeginn 2022 noch als Zwölfjährige in der Schule ein Bild gemalt, auf dem eine russische und eine ukrainische Fahne zu sehen sind, Raketen, die auf eine Frau und ihre Tochter zufliegen, und die Worte „Nein zum Krieg“ und „Ruhm der Ukraine“. Zeichnen sollten die Sechstklässler aber Bilder zur Unterstützung des russischen Krieges.
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Die Schulleiterin denunzierte das Kind bei der Polizei. Daraufhin wurde der Vater einen Tag später erstmals auf die Polizeistation gebracht und eine Geldstrafe gegen ihn verhängt. Als im Winter auch kriegskritische Kommentare seiner Tochter im Internet auftauchten, durchsuchten die Behörden seine Wohnung und leiteten das Strafverfahren ein.
Im Gerichtssaal saßen mehrere Frauen, die seine Freilassung forderten. Es gab aber auch Frauen, die eine Haftstrafe verlangten.
Marias Vater flüchtete aus dem Hausarrest
Wo Moskaljow jetzt ist, weiß offenbar niemand: Er hat sich aus dem Hausarrest davongemacht, der am 1. März über ihn verhängt worden war. Als die Nachricht seiner Flucht bekannt wurde, gab es im Gerichtssaal Applaus. Seine Tochter, inzwischen 13 Jahre alt, haben die Behörden ins Heim gesteckt.
Offiziell drehen sich die Vorwürfe gegen den Vater um Einträge in sozialen Netzwerken. Dort soll er mehrfach Russlands Angriffskrieg kritisiert haben. Der Mann bestritt das. Unabhängige Medien berichteten aus dem Gerichtssaal von einem inszenierten Verfahren mit einstudierten belastenden Aussagen vermeintlicher Zeugen. Es seien keine Beweise vorgelegt worden.
Der Kremlkritiker Michail Chodorkowski kommentierte, dass der Machtapparat den Vater nutze, um das vom Gesetz nicht zu belangende Kind doch zu bestrafen.
Dem Vater Marias soll das Sorgerecht entzogen werden
In einem weiteren Verfahren am 6. April wollen die Behörden dem Mann das Sorgerecht für sein Kind entziehen, das nach Angaben der unabhängigen städtischen Abgeordneten Olga Podolskaja nicht einmal mit dem Vater telefonieren darf.
Das Vorgehen der Behörden in Jefremow, einer beschaulichen Stadt 300 Kilometer südlich von Moskau, schockiert Menschen in ganz Russland. Oppositionelle Medien berichten darüber, eine Online-Petition fordert, Maria wieder nach Hause zu lassen. Selbst Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe „Wagner“, kritisiert die Trennung von Vater und Tochter.
In der Stadt geben sich die Behörden Mühe, den Krieg zu rechtfertigen. Riesige Plakate entlang der Hauptstraße von Jefremow werben für den Einsatz gegen das Nachbarland: „Für eine Welt ohne Nazis“ steht darauf, oder einfach nur der Buchstabe Z, der für die sogenannte „militärische Spezialoperation“ steht.
Frische Gräber gefallener russischer Soldaten
Doch manche der 37.000 Einwohner scheinen die staatliche Propaganda zu hinterfragen, zeigen doch frische Gräber bei dem Angriffskrieg Russlands gefallener Soldaten, wie nahe die Kämpfe in der Ukraine den Menschen in Jefremow gekommen sind.
Offen sprechen nur wenige mit der Nachrichtenagentur AFP. „Es ist schrecklich, einen Vater von seiner Tochter zu trennen. Sie hat doch nur ihre Meinung geäußert“, sagt Alexandra, eine Studentin. Eine Rentnerin, die ihren Namen nicht nennen will, erzählt, ihr Leben habe sich seit dem russischen Einmarsch verändert. „Das Einzige, was mich jetzt beschäftigt, sind die militärischen Nachrichten. Ich sehe die Opfer auf beiden Seiten. Ich will, dass es so schnell wie möglich vorbei ist“, sagt sie.
Träume von einer Eroberung der Ukraine, Angst vor einem Atomkrieg
„Wir sind für den Frieden“, behauptet Alexander Salichow, ein pensionierter Ingenieur. „Aber wir müssen die russischen Gebiete befreien“, fordert er dennoch. Und die erstrecken sich seiner Ansicht nach über die gesamte Ukraine. Der Geschäftsmann Dmitri (50) berichtet, dass er wegen der westlichen Sanktionen bankrott gegangen ist: „Was wird uns die Zukunft bringen? Wir stehen an der Schwelle zu einem Atomkrieg.“
Die schwangere Marianna (31) ist optimistischer, obwohl sie Sorge hat, ihr Mann könne zur Armee eingezogen werden. „Wir hoffen, dass unser Sohn in eine friedliche Welt geboren wird“, sagt die 31-Jährige. Ihr Kind will sie Bogdan nennen – ein in der Ukraine als Bohdan beliebter Vorname.
Mit Material von AFP