Riester-Rente vor dem Aus: DAS müssen Sparer jetzt wissen!
Teuer und unrentabel – eine Verbraucherallianz hat ein Ende der Riester-Rente 20 Jahre nach deren Start gefordert.

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Vor 20 Jahren machte der Bundestag den Weg frei für die Riester-Rente. Mehr als 16 Millionen Verträge sind seit Einführung dieser privaten Zusatzvorsorge fürs Alter verkauft worden. Ein Grund zum Feiern ist das aus Sicht von Verbraucherverbänden jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: Zwanzig Jahre nach ihrem Start ist die Riester-Rente so umstritten wie selten zuvor.
Eine Verbraucherallianz fordert sogar: Riester muss weg! „Die Riester-Rente wurde zwanzig Jahre lang reformiert. Mittlerweile ist klar, sie ist nicht reformierbar“, argumentierte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), Klaus Müller.
Stopp der Riester-Rente gefordert
Unter dem Motto „Stoppt die Riester-Rente – sonst sehen wir alt aus“ fordern die Verbraucherschützer, der Bund der Versicherten und die Bürgerbewegung Finanzwende, nach der Bundestagswahl zu Beginn der neuen Legislaturperiode, die Riester-Rente zu beenden.

Statt weiterhin Steuergelder in die Riester-Rente zu pumpen, fordern die drei Organisationen ein grundsätzlich neues System der privaten Zusatzvorsorge fürs Alter, bei der jeder gesparte Euro effizient eingesetzt werden müsse. Etwa über einen Fonds, der von einem öffentlichen Träger gemanagt wird.
„Es braucht ein einfaches und kostengünstiges Vorsorgeangebot für die Bürger“, sagte der Mitbegründer der Bürgerbewegung Finanzwende und frühere Grünen-Politiker, Gerhard Schick. Nach einer Finanzwende-Studie fließt bei einer durchschnittlichen Riester-Versicherung fast jeder vierte eingezahlte Euro in die Kosten. Fördergeld komme so den Anbietern und Vertrieben zugute, nicht aber den Sparerinnen und Sparern.
Auch Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten kritisierte, die Riester-Rente sei ineffizient, intransparent und handwerklich schlecht umgesetzt worden. Jedes Jahr müssen 800.000 Riester-Sparer Geld zurückzahlen, weil sie zu wenig in ihren Vertrag einzahlen, um die volle Zulage beanspruchen zu können.
Nicht mal die Eigenbeiträge sind garantiert
Doch wie konnte das Riester-Modell so kläglich scheitern? Am 11. Mai 2001 hatte der Bundestag das Altersvermögensgesetz beschlossen und damit den Weg freigemacht für die Riester-Rente als private Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung. Mehr als 16 Millionen Riester-Verträge wurden verkauft, in einen Teil zahlen Vorsorgesparer allerdings nicht mehr ein.
Unter Druck geraten ist das Riester-Modell zudem durch die Zinsflaute an den Kapitalmärkten. Zum Jahreswechsel droht ab 1. Januar 2022 de facto das Aus für neue Riester-Rentenverträge, weil dann der sogenannte Höchstrechnungszins für Lebensversicherungen von 0,9 auf 0,25 Prozent sinkt.
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Das dürfte in vielen Fällen wegen der Kosten jedoch nicht reichen, um eingezahlte Eigenbeiträge und staatliche Zulagen bei künftigen Verträgen zu 100 Prozent zu garantieren - was aber die Voraussetzung dafür ist, dass staatliche Förderung fließt.
Der Branchenverband GDV warnte deshalb, viele Riester-Anbieter würden sich ab 2022 vom Markt zurückziehen, weil sich die Versicherer kaum noch in der Lage sähen, einerseits wie vom Gesetzgeber vorgegeben 100-Prozent-Beitragserhalt zu garantieren und andererseits ihre eigenen Kosten zu decken. „Das führt zu einer Defacto-Beerdigung der Riester-Rente.“
Der Verband GDV schlägt vor, die Garantie des Beitragserhalts von 100 auf 80 Prozent zu senken. Der GDV hält die Riester-Rente prinzipiell für verbesserungsfähig, zum Beispiel durch ein vereinfachtes Fördersystem und ein einfaches Standardprodukt.
Die prekäre Lage betrifft jedoch nur neue Verträge. Verbraucherschützer raten deshalb Kunden, laufende Verträge beizubehalten. Wer die Beiträge nicht mehr zahlen möchte, solle sich lieber davon freistellen als zu kündigen.